Aktuelle Umfrage zur Euro-Krise Das Vertrauen in die Politik ist völlig dahin

Berlin (RPO). Referendum ja, Referendum nein, ein EU-Gipfel nach dem nächsten – Griechenland und die Euro-Krise nagen enorm an der Geduld der Deutschen. Das Vertrauen in die Politiker Europas und der Welt ist so gering wie selten, ergab eine aktuelle Umfrage. Profitieren kann von diesem Trend nur eine Person: Bundeskanzlerin Angela Merkel.

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Berlin (RPO). Referendum ja, Referendum nein, ein EU-Gipfel nach dem nächsten — Griechenland und die Euro-Krise nagen enorm an der Geduld der Deutschen. Das Vertrauen in die Politiker Europas und der Welt ist so gering wie selten, ergab eine aktuelle Umfrage. Profitieren kann von diesem Trend nur eine Person: Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Während die Politik nach Antworten aus der Krise sucht und zunehmend zu schlingern scheint, geben die Bürger in Deutschland eine klare Antwort auf das, was in Brüssel und Athen derzeit passiert. Sie haben genug, und das Verständnis für die Griechen ist geschwunden. Im aktuellen ARD-Deutschlandtrend gaben 82 Prozent der Befragten an, dass Griechenland aus der Eurozone ausgeschlossen werden sollte, wenn das Land die Beschlüsse des letzten Brüsseler Krisengipfels nicht befolgt.

Das Hin und Her nagt an den Nerven, denn für viele ist es kaum noch nachvollziehbar, was da eigentlich alles beschlossen wird. Und keiner weiß, wie sicher eigentlich die eigenen Ersparnisse noch sind. Dabei hatten auch die Märkte nach dem Gipfel in Brüssel aufgeatmet, endlich schien ein wenig mehr Luft zum Atmen. Doch das zunächst angekündigte und dann wieder abgesagte Referendum des griechischen Regierungschefs Giorgos Papandreou nagen an den Nerven nicht nur der Finanzexperten.

84 Prozent: EFSF-Mittel reichen nicht aus

Und so ist ein Ergebnis des Deutschlandtrends auch, dass es nicht das Referendum selbst ist, dass den Deutschen auf die Nieren schlägt, sondern der Zeitpunkt, zu dem es angekündigt wurde. Denn 48 Prozent glauben immerhin, dass die Entscheidung für eine solche Volksabstimmung richtig ist. Das verdeutlicht noch einmal die Ergebnisse vergangener Umfragen, aber auch zahlreicher Lesermeinungen bei RP ONLINE, die verstehen können, warum die Griechen gegen die enormen Sparmaßnahmen auf die Straße gehen.

Doch inzwischen scheint bei fast allen Bundesbürgern die Geduld am Ende zu sein. Denn immerhin 82 Prozent der Befragten im Deutschlandtrend glauben, dass uns der schlimmste Teil der Krise noch bevorsteht. Kein Wunder, scheint doch ein Austritt Griechenlands aus der Euro-Zone, eine Pleite des Landes und alle damit verbundenen Folgen immer wahrscheinlicher. Und so glauben auch 84 Prozent der Befragten, dass das Geld, dass im Rettungsschirm EFSF für die angeschlagenen Länder vorgesehen ist, einfach nicht ausreichen wird, um die Krise unter Kontrolle zu bekommen.

Dass die Politik das Vertrauen der Bürger zurückgewinnen kann, scheint da so gering wie selten. Denn auch in der deutschen Politik gibt es immer wieder ein Hin und Her. Es sei etwa an den "Hebel" für den EFSF erinnert, den führende deutsche Politiker zunächst ausgeschlossen hatten, und schließlich war es beim Gipfel in Brüssel doch das Instrument, für das sich insbesondere Deutschland eingesetzt hatte.

Mehrheit: "Regierung hat Überblick verloren"

So verwundert es auch kaum, dass vom G20-Gipfel in Cannes kaum Großes erwartet wird. Nicht nur angesichts der aktuellen Krise, sondern auch, weil die großen 20 der Welt es seit der ersten Finanzkrise im Jahr 2008 noch nicht geschafft haben, effektive Maßnahmen zu treffen, um die Spielereien an den Finanzmärkten einzudämmen. Genau das fordern aber die Bürger.

92 Prozent der Befragten sagten im Deutschlandtrend, dass eine stärkere Kontrolle der Finanzmärkte notwendig sei. Und 61 Prozent plädieren für eine Finanztransaktionssteuer. Nur 48 Prozent sind der Ansicht, dass es den Staaten überhaupt gelingen könnte, solche stärkeren Kontrollen durchzusetzen. Und nur 24 Prozent glauben in dieser Hinsicht, dass die G20 überhaupt versuchen werden, so etwas zu beschließen.

Auch sind immer noch nur 37 Prozent der Befragten mit der Regierungsarbeit in der Krise zufrieden. Und 59 Prozent sagen, die Regierung habe den Überblick über das Ausmaß der Krise verloren hat. Die Umfrage zeigt, wie sehr das Vertrauen inzwischen am Boden ist - auch wenn noch immer viele den Euro selbst nicht infrage stellen. Ein schlechtes Zeugnis, dass die Bürger also der Politik ausstellen.

57 Prozent mit Merkels Arbeit zufrieden

Nur Angela Merkel kann von dem düsteren Meinungsbild profitieren. Erstmals seit Wochen landet sie im Politiker-Ranking des Deutschlandtrends wieder in der oberen Kategorie - nämlich auf Platz drei nach Verteidigungsminister Thomas de Maizière und SPD-Ex-Minister Peer Steinbrück. 57 Prozent der Befragten im Deutschlandtrend sind mit ihrer Arbeit zufrieden, ein Plus von neun Prozent. 58 Prozent sagen, dass die Kanzlerin die deutschen Interessen in Brüssel gut vertreten habe.

Und so schneidet Merkel auch bei der Direktwahlfrage um das Kanzleramt besser ab als SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier. Gegen Peer Steinbrück aber, der sich immer wieder als Kanzlerkandidat der Sozialdemokraten ins Gespräch bringt und auch gebracht wird, zieht Merkel weiterhin den Kürzeren.

(rm)
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