Drohungen gegen Sea-Watch-Kapitänin Helfer bringen Carola Rackete nach Freilassung an geheimen Ort
Berlin · Nachdem Carola Rackete in Italien auf freien Fuß gesetzt worden ist, ist die deutsche Sea-Watch-Kapitänin nach Angaben eines Sprechers aus Sicherheitsgründen abgetaucht.
"Es gab einige generelle Drohungen gegen Carola", sagte ein Sprecher der Hilfsorganisation Sea-Watch am Mittwoch. "Deshalb haben wir sie an einen geheimen Ort gebracht. Über ihre weiteren Reisepläne werden wir uns nicht äußern."
Die Kapitänin der „Sea-Watch 3“ selbst hat sich erleichtert über ihre Freilassung geäußert. Die Entscheidung der italienischen Richterin vom Dienstagabend sei ein Sieg für die Solidarität mit allen Menschen auf der Flucht und gegen die Kriminalisierung von Helferinnen und Helfern in vielen Ländern Europas, erklärte die 31-jährige Deutsche in einer ersten Reaktion, die die Hilfsorganisation Sea-Watch im Kurznachrichtendienst Twitter verbreitete. Rackete wartet jetzt auf ihren nächsten Gerichtstermin. Die 31-Jährige soll am kommenden Dienstag erneut vor Gericht in Agrigent erscheinen. Im Raum stehen der Vorwurf der Begünstigung von illegaler Einwanderung, und dass Rackete beim Anlegen in Lampedusa ein Boot der Finanzpolizei touchierte.Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth (Grüne) sagte: „Die Vorwürfe bleiben absurd.“
Rackete war am Samstag festgenommen und unter Hausarrest gestellt worden, weil sie die „Sea-Watch 3“ mit 40 Flüchtlingen an Bord unerlaubt in den Hafen der Insel Lampedusa gesteuert hatte. Die Festnahme der Kapitänin stieß vielfach auf Empörung.
Auch die Organisationen Amnesty und „Ärzte ohne Grenzen“ reagierten erleichtert auf die Entscheidung des italienischen Gerichts. Katja Carson, stellvertretende Geschäftsführerin von „Ärzte ohne Grenzen“ in Deutschland beklagte „eine gezielte Kriminalisierungskampagne gegen Seenotretter auf dem Rücken von Menschen in Lebensgefahr“.
Die Grünen-Politikerin Roth sagte den Zeitungen der Essener Funke Mediengruppe (online), private Seenotrettung sollte überflüssig sein, Seenotrettung sei eine staatliche Aufgabe. Roth warf der Bundesregierung vor, sich hinter der Suche nach einer gesamteuropäischen Lösung zu verstecken, statt eine „Koalition der Willigen“ zu schmieden und über eine eigene Seenotrettungsmission und einen Verteilmechanismus zu beraten.

