60 Milliarden Euro Geldspritze Aufatmen für spanische Banken

Madrid · Erleichterung nach dem Stresstest für die angeschlagenen spanischen Banken: Mit 59,3 Milliarden Euro bleibt die benötigte Geldspritze im Rahmen der Erwartungen. Damit kann sich die Madrider Regierung nun voll auf die Sanierung der Staatsfinanzen konzentrieren.

Europas Krisenherde im Überblick
11 Bilder

Europas Krisenherde im Überblick

11 Bilder

Die unabhängigen Rechnungsprüfer von Oliver Wyman kamen sogar zu einem noch günstigeren Ergebnis, wenn Auswirkungen der laufenden Bankenfusionen und der Steuerveranlagung eingerechnet werden: Dann sinkt der Finanzierungsbedarf auf 53,7 Milliarden Euro.

Sparmaßnahmen in vollem Gang

Die Regierung in Madrid hatte bereits am Vortag ihren Teil zu den Bemühungen beigetragen, das Staatsdefizit zu verringern: Im kommenden Jahr sollen 40 Milliarden Euro eingespart werden. Die einzelnen Ministerien müssten im Schnitt 8,9 Prozent einsparen. "Das ist ein Haushalt in Zeiten der Krise, aber einer, mit dem wir aus der Krise herauskommen", erklärte Regierungssprecherin Soraya Saénz de Santamaría.

Auch Frankreich kündigte am Freitag Milliardeneinsparungen an, um aus der Schuldenfalle zu kommen. Eine gemeinsame Anstrengung von Steuerzahlern, Unternehmen und Staat solle zum Ziel führen. "Das ist ein Kampfhaushalt", sagte Regierungschef Jean-Marc Ayrault bei der Vorstellung des Sparetats 2013. Der Entwurf sieht Steuererhöhungen und Einsparungen über insgesamt mehr als 30 Milliarden Euro vor.

Dadurch soll im kommenden Jahr das EU-Defizitziel von drei Prozent der Wirtschaftsleistung erreicht werden. Finanzminister Pierre Moscovici sprach von der "größten Haushaltsanstrengungen seit Kriegsende".

Juncker zeigt sich beruhigt

"Ich bin beruhigt, dass der tatsächliche Kapitalbedarf des spanischen Bankensektors bei etwas weniger als 60 Milliarden Euro liegt", teilte Eurogruppenchef Jean-Claude Juncker in einer Stellungnahme mit. Damit habe sich gezeigt, dass die von der Eurogruppe im Juli zugesagten 100 Milliarden Euro zur Sanierung der spanischen Banken ausreichten.

Auch die Direktorin des Internationalen Währungsfonds, Christine Lagarde, begrüßte das Ergebnis des Stresstests. "Diese sorgfältige und transparente unabhängige Bewertung des Eigenkapitals und der strenge Stresstest werden dazu beitragen, wesentliche und nützliche Differenzierungen bei den Finanzinstitutionen vorzunehmen", sagte die IWF-Chefin.

Die spanischen Banken sitzen auf faulen Krediten von schätzungsweise 176 Milliarden Euro, die durch den Zusammenbruch des spanischen Immobilienmarkts 2008 und andere fehlgeschlagene Investitionen angehäuft wurden. Bankia, eines der größten spanischen Bankhäuser, war einer der schwersten Fälle: Hatte Bankia selbst im März noch den Geldbedarf auf 19 Milliarden Euro beziffert, kamen die Wyman-Prüfer nun auf 24,7 Milliarden. Die drei größten spanischen Banken - Santander, BBVA und CaixaBank - bestanden den Stresstest.

(APD)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort