Jurist auf dem Weg zur Arbeit getötet ETA-Anschlag: Richter erschossen

Bilbao (rpo). Die ETA zeigt sich erneut von ihrer brutalsten Seite. Am Mittwoch erschossen mutßmaßliche Mitglieder der Terrororganisation bei Bilbao in Nordspanien einen Richter. Wie die Polizei mitteilte, lauerten zwei maskierte Männer dem Juristen in der Kleinstadt Getxo auf, als dieser zur Arbeit fahren wollte.

Zwei Männer hatten dem Juristen und Universitätsprofessor Jose Maria Lidon Corbi am Mittwoch vor dessen Wohnhaus in der Kleinstadt Getxo bei Bilbao aufgelauert. Sie schossen dem 50-Jährigen durch die Windschutzscheibe seines Autos zwei Kugeln in den Kopf und flüchteten zu Fuß.

Der Richter hatte nach Angaben der Polizei zusammen mit seiner Frau und seinem Sohn zur Arbeit fahren wollen. Er starb kurze Zeit später. Er hatte keinen Leibwächter, da er nicht auf den Listen der möglichen Attentatsziele der ETA gestanden hatte. Der Mord ereignete sich 24 Stunden nach der Explosion einer Autobombe in Madrid, bei der fast 100 Menschen verletzt worden waren. Unmittelbar nach dem Anschlag in der Hauptstadt waren zwei ETA-Mitglieder als mutmaßliche Täter festgenommen worden.

Das Attentat auf den Richter dürfte nach Ansicht von Beobachtern die Antwort der ETA auf die Festnahmen von Madrid gewesen sein. Die Verhaftung der mutmaßlichen Bombenleger Aitor Garcia Aliaga und Ana Belen Egues hatte es der Polizei ermöglicht, das gesamte Terrornetz der ETA in Madrid zu zerschlagen. Die Beamten machten fünf Wohnungen ausfindig, in denen die ETA-Terroristen Unterschlupf gefunden hatten.

In der Universitätsstadt Salamanca (200 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt) entdeckten sie die Operationszentrale des berüchtigten "Kommando Madrid". Dort wurden 40 Kilogramm Dynamit, Waffen und Munition sichergestellt. Drei weitere Mitglieder des Kommandos konnten identifiziert werden; sie entkamen allerdings.

Der Anschlag auf den Richter war der erste Mord der ETA seit vier Monaten. Der Innenminister der autonomen baskischen Regierung, Javier Balza, sagte, das Attentat deute darauf hin, dass die ETA das vor einem Jahr zerschlagene Terrornetz in der Gegend von Bilbao neu aufgebaut habe. Der aus Gerona in Nordost-Spanien stammende Richter ist der neunte Jurist, den die ETA seit 1978 ermordet hat.

In mehreren Städten des Landes protestierten Tausende von Spaniern auf Schweigekundgebungen gegen den Terror. Der spanische Innenminister Mariano Rajoy bezeichnete die ETA als den "größten Feind Spaniens". Seit 1968 wurden in Spanien mehr als 800 Menschen bei ETA-Anschlägen getötet, davon 13 in diesem Jahr

(RPO Archiv)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort