Tabus sind keine Gesetze Das tut man nicht – oder doch?

Düsseldorf · Seit der überraschenden Wahl des FDP-Politikers Thomas Kemmerich mit AfD-Hilfe ist wieder viel vom Tabubruch die Rede. Ein bequemes Urteil ist das. Was aber ist ein Tabu? Und wer bestimmt das?

 Ein Teilnehmer der Europawahlversammlung der Alternative für Deutschland (AfD) trägt eine AfD-Kappe.

Ein Teilnehmer der Europawahlversammlung der Alternative für Deutschland (AfD) trägt eine AfD-Kappe.

Foto: dpa/Sebastian Willnow

Er ist wieder da. Nein, nicht Nazi-Führer Adolf Hitler, der in dem gleichnamigen und in über 40 Sprachen übersetzten Besteller von Timur Vermes eine skurrile Wiederkehr in unsere Gegenwart feiert. Diesmal ist es der Tabubruch, der seit Thüringen wieder von sich Reden macht. Auslöser war unlängst die Wahl des FDP-Politikers Thomas Kemmerich zum Ministerpräsidenten des ostdeutschen Bundeslandes. Die war nur möglich mit Stimmen der Rechtspopulisten. Wer dieses Ereignis daraufhin nicht als „Tabubruch“ deutscher Politik etikettierte, war entweder im Urlaub oder Thomas Kemmerich selbst. Kurzum: Es herrschte ein breites demokratisches Einverständnis darüber, dass diese Wahlhilfe ein Tabubruch politischer Nachkriegsgeschichte sei.