Erstes Schuldbekenntnis nach Loveparade-Unglück

Mit dem promovierten Psychologen Carsten Walter (40) hat sich erstmals ein Verantwortlicher zu persönlichen Fehlern beim Krisenmanagement auf der Duisburger Loveparade bekannt. "Ich hätte dringlicher auf die Probleme hinweisen müssen", sagte Walter im Spiegel-Interview auf die Frage nach seinen Fehlern beim Einsatz.

Walter war bei der Loveparade, auf der vor zwei Wochen 21 Menschen tödlich verletzt worden sind, als "Crowd Manager" (engl. "crowd" für "Masse") im Einsatz. Von einem Container auf der Zugangsrampe aus sollte er das Geschehen im Tunnel und auf der Rampe koordinieren. Zu der Katastrophe kam es offenbar, weil die Rampe gesperrt wurde, ohne dass – wie für diesen Fall vorgeschrieben – zuvor auch eine vorgelagerte Sperre am Eingangstunnel gesperrt worden wäre.

Walter sollte Anweisungen an die Sicherheitsdienste und gegebenenfalls an die Polizei geben – im Klartext: Er war für die Sicherheit im Zugangsbereich zuständig. Nach Recherchen unserer Zeitung war Walter für die Kölner Sicherheitsfirma SMS im Einsatz, die im Auftrag des Veranstalters Lopavent mehrere Mitarbeiter auf der Rampe im Einsatz hatte. SMS bestreitet das. Auf der Internetseite des Sicherheitsdienstes heißt es, SMS habe weder "einen Sicherheitsbeauftragten noch einen ,Head of Security'" (Sicherheitschef) im Zugangsbereich gestellt. Allerdings wird Walter als Ansprechpartner auf der Internetseite "SMS ProEvent", einer Tochterfirma von SMS, namentlich aufgeführt. SMS will diesen Widerspruch nicht kommentieren.

Berichte, nach denen der ehemalige CDU-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers Druck auf die Stadt Duisburg zur Durchführung der Loveparade ausgeübt haben soll, wurden gestern vom stellvertretender Fraktionschef der CDU im NRW-Landtag, Armin Laschet, relativiert: "Alle wollten die Loveparade", sagte Laschet. Nach dem Kreis- und dem Landesverband der Grünen fordern die Grünen nun auch auf Bundesebene die Abwahl des Duisburger Oberbürgermeisters Adolf Sauerland, wie der "Tagesspiegel" berichtet. Die Duisburger Ratsfraktion der Grünen steht bislang noch hinter Sauerland. Die Duisburger FDP hat eine Sondersitzung zur Abwahl von Sauerland beantragt.

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