93-Jähriger lebt seit Kriegsende in Hamburg Ermittlungen gegen Ex-SS-Chef Engel vor Abschluss

Hamburg (rpo). Die Ermittlungen gegen den in Hamburg lebenden mutmaßlichen Nazi-Kriegsverbrecher Friedrich Engel stehen kurz vor dem Ende

. Oberstaatsanwalt Rüdiger Bagger bestätigte am Donnerstag einen entsprechenden Bericht der Zeitung "Die Welt". "Wir rechnen damit, das die Ermittlungen in den nächsten zwei bis drei Monaten abgeschlossen werden", sagte Bagger.

Ein italienisches Militärgericht hatte den 93-Jährigen bereits vor drei Jahren wegen 246fachen Mordes in Abwesenheit zu lebenslanger Haft verurteilt. Als SS-Chef von Genua soll Engel an Geiselerschießungen beteiligt gewesen sein. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft ermittelt die Hamburger Anklagebehörde seit 1998 gegen Engel.

In den vergangenen Monaten war der seit Kriegsende in der Hansestadt lebende Engel fünf Mal in Hamburg vernommen worden. Bei einer Hausdurchsuchung in der Wohnung des mutmaßlichen Kriegsverbrechers wurden im vergangenen Jahr zahlreiche Unterlagen sichergestellt. Bei der "objektiven Beweissicherung" während ihrer Ermittlungen hörte die Hamburger Staatsanwaltschaft auch einen italienischen Historiker als Gutachter. Zudem seien Archive in Washington eingesehen worden.

Bei den Ermittlungen geht es neben der Erschießung von 59 Gefangenen 1944 bei Genua um den so genannten Fall "Benedicta", bei dem 147 zuvor gefangene Italiener getötet wurden, und die Aktion "Cravasco" im März 1945 mit 18 Opfern. Der 93-Jährige hat die Taten zum Teil zugegeben. In einem Interview mit einer italienischen Zeitung hatte der ehemalige SS-Offizier eine Teilschuld für Massen- Exekutionen anerkannt. Er sei für eine Erschießung von 59 Italienern bei Genua "teilweise verantwortlich" gewesen, sagte Engel. Sie seien nach einem Anschlag auf deutsche Soldaten getötet worden. Der Vorwurf, er habe 246 Italiener getötet, sei aber eine "Lüge", fügte Engel hinzu.

(RPO Archiv)
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