Persönlich Erika Steinbach will Öffnung der CDU zur AfD
Die ehemalige Konzert-Violinistin Erika Steinbach stand öfters bei liberalen CDU'lern im Verdacht, falsche Töne zu spielen: etwa im Streit als Vertriebenen-Präsidentin mit polnischen Politikern mit gesellschaftspolitisch konservativen Überzeugungen, die in der Merkel-CDU nicht geschätzt werden. Die 70 Jahre alte hessische CDU-Bundestagsabgeordnete betrachtet das Etikett "konservativ" als eine Art politische Ehrennadel am Revers.
Deshalb verwundert es nicht, dass Steinbach nun einmal mehr gegen den offiziellen CDU-Stachel löckt und die bürgerlich-konservative, noch irrlichternde Neuerscheinung "Alternative für Deutschland" (AfD) nicht auf den Koalitions-Index gesetzt sehen will. Steinbach sagt zur AfD, mit der sich CDU/CSU-Fraktionschef Volker Kauder nicht aufs Talkshow-Gestühl setzen mag, sie sei "unser Konkurrent wie unser möglicher Partner". Steinbach nennt die AfD, die Merkel, Kauder & Co. am liebsten ignorieren möchten, eine rechtsstaatliche demokratische Gruppierung. Die Älteren erinnern sich: So wie jetzt Steinbach äußerten sich vor einem Vierteljahrhundert SPD'ler, wenn sie gegen die damals herrschende Lehre "Nein zu Koalitionen mit Grünen" ihr Veto einlegten.
Steinbach gehört dem CDU/CSU-Fraktionsvorstand an, ist also keine Randfigur der Union. Zum konservativen CDU-Flügel zählt auch der sprachmächtige rheinisch-bergische Unions-Recke Wolfgang Bosbach. Vielleicht drückten er und der junge CDU-Liberale Jens Spahn aus, was Erika Steinbach und mutmaßlich sehr viele schweigende Christdemokraten draußen im Lande über die neue Konkurrenz AfD denken: Man sollte sie nicht ignorieren, sich vielmehr argumentativ mit ihr und ihren europapolitisch höchst anfechtbaren Argumenten auseinandersetzen. Als CDU'ler mit Sahra Wagenknecht (Die Linke) diskutieren, nicht aber mit Bernd Lucke (AfD) - so etwas macht eine Erika Steinbach nicht mit.