Ankara Erdogan schickt Truppen nach Syrien

Ankara · Die Türkei will bei der Neuordnung des Landes mitreden. Und auch im Irak droht eine Intervention.

Die Türkei bereitet eine erneute Truppenentsendung nach Syrien vor und erwägt gleichzeitig eine militärische Intervention im Irak als Antwort auf das kurdische Unabhängigkeitsvotum im Irak, das heute abgehalten werden soll. Der Nationale Sicherheitsrat in Ankara warnte, das kurdische Referendum sei eine direkte Bedrohung der nationalen Sicherheit der Türkei. Bei einer Sondersitzung des Parlaments am Samstag wurde die Armee zu Truppenentsendungen in die beiden Länder ermächtigt.

Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte die neue Syrien-Intervention bereits während seines Besuches bei der UN-Vollversammlung in New York angekündigt. Die türkischen Truppen sollen demnach von der Provinz Hatay aus in die syrische Provinz Idlib vorstoßen. Das sei mit Russland und dem Iran abgesprochen. Der türkische Truppeneinsatz sei Teil eines Planes zur Einrichtung sogenannter Deeskalations-Zonen, mit denen in einigen Gebieten Syriens die Kämpfe beendet werden sollen. Die türkische Armee zieht seit einiger Zeit in Hatay Truppen zusammen. Laut Medienberichten sollen sie zusammen mit mehreren Tausend Ankara-treuen syrischen Milizionären nach Idlib vordringen.

Mit der Entscheidung für die Intervention signalisiert die Türkei, dass sie bei der Neuordnung Nordsyriens nach einem Ende des Krieges ein wichtiges Wort mitreden will. Erdogan empfängt am Donnerstag in Ankara den russischen Staatschef Wladimir Putin zu Gesprächen über den Syrien-Konflikt. Und am 4. Oktober reist Erdogan nach Teheran.

Der geplante Vormarsch nach Idlib wäre die zweite türkische Intervention in Syrien. Im August vorigen Jahres rückten türkische Truppen im Rahmen der Operation "Schild des Euphrat" bei Dscharablus auf syrischen Boden vor, um gegen den Islamischen Staat (IS) vorzugehen und weitere Gebietsgewinne für die syrischen Kurden zu verhindern. Ende März zogen sich die Türken wieder zurück. Der Einsatz hatte zu Spannungen zwischen der Türkei und den USA geführt, die im Kampf gegen den IS in Syrien auf die Kurden setzen.

Erdogan betonte, sein Land werde die Entstehung eines Kurdenstaates im Irak nicht erlauben, und forderte einen Verzicht auf das Referendum. Türkische Truppen hatten in den vergangenen Tagen an der irakischen Grenze ein großes Panzermanöver veranstaltet. Nach einer dreistündigen Sitzung des türkischen Sicherheitsrates unter Erdogans Leitung am Freitag erklärten die in dem Gremium vertretenen Minister und Militärs, die Türkei werde von ihren "natürlichen Rechten" im Zusammenhang mit dem Kurden-Referendum Gebrauch zu machen. Erdogan selbst sprach von Sanktionen gegen die irakischen Kurden, die er nicht näher erläuterte.

Laut türkischen Medienberichten könnte Ankara unter anderem die über türkisches Gebiet laufenden Ölexporte der irakischen Kurden unterbrechen. Laut Medienberichten gibt es zudem Pläne zur Einrichtung einer militärisch gesicherten Pufferzone auf irakischem Gebiet.

(RP)
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