Persönlich Enda Kenny . . . lässt die irischen Wähler zappeln

Gestern, so hatten es einige Regierungsmitglieder in Dublin der Presse geflüstert, wäre es dann so weit: Premierminister Enda Kenny würde endlich das Datum für die nächste Parlamentswahl bekanntgeben. Viel Zeit bliebe ja auch nicht mehr - der Urnengang muss bis April stattfinden. Aber der Regierungschef ließ den Tag verstreichen und wird voraussichtlich erst heute bekanntgeben, dass in Irland am 26. Februar gewählt wird.

Dass der 64-jährige Politiker bis zuletzt zögert, kann man verstehen. Die letzten Umfragen zeigen, dass Kennys bisherige Regierungskoalition Mühe haben dürfte, erneut eine Mehrheit zu gewinnen. Und das, obwohl das Land unter Kenny in Rekordzeit aus dem tiefen Tal der Tränen geklettert ist, in das die Finanzkrise Irland 2008 hatte stürzen lassen. Seit Kenny 2011 die Regierung in Irland übernahm, wenige Monate nachdem das Land ein internationales Rettungspaket in Anspruch nehmen musste, ging es wieder aufwärts. Heute verzeichnet das kleine Land die höchsten Wachstumsraten in Europa und erinnert schon fast wieder an den "keltischen Tiger", als der es vor der Krise einmal gerühmt wurde.

Den irischen Wählern aber steckt die Rosskur der letzten Jahre noch in den Knochen. Von der knallharten Sparpolitik haben sie genug. Deswegen ist nicht ausgeschlossen, dass sie den Sanierer Kenny trotz seiner Erfolge in die Wüste schicken. Was den passionierten Bergsteiger am Ende politisch vielleicht doch noch retten könnte, ist nur der Mangel an Alternativen.

Aber wenn nicht? Kenny ist schon sehr lange in der Politik. Abgeordneter seit 1975 wie zuvor sein Vater, Handelsminister in den 90ern, seit 2002 Chef der rechtsliberalen Partei Fine Gael. Was macht so einer ohne Amt? Mehr Zeit verbringen mit seiner Frau und ihren drei Kindern zum Beispiel. Oder mal wieder am Strand seiner Lieblingsinsel Inis Oirr wandern, wo einer seiner Vorfahren Leuchtturmwärter war.

(RP)
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