Persönlich Emily O'Reilly hat ein offenes Ohr für EU-Bürger

Emily O'Reilly ist die neue Stimme der knapp 500 Millionen EU-Bürger. Die 56-jährige Irin trat gestern das Amt der EU-Ombudsfrau an. Die gelernte Journalistin soll künftig den Sorgen von Otto Normalverbraucher mehr Gewicht geben. Sie wolle "den Einfluss und die Sichtbarkeit" des EU-Bürgerbeauftragten stärken, kündigte die resolute Blondine an. Das ist auch dringend nötig. Denn ihr Vorgänger, der Grieche Nikiforos Diamandouros, verrichtete das Amt zehn Jahre lang weitgehend unbemerkt von der europäischen Öffentlichkeit. O'Reilly will das nun ändern – und möchte so "die tiefe Kluft zwischen den Bürgern und den EU-Institutionen überbrücken helfen".

Emily O'Reilly ist die neue Stimme der knapp 500 Millionen EU-Bürger. Die 56-jährige Irin trat gestern das Amt der EU-Ombudsfrau an. Die gelernte Journalistin soll künftig den Sorgen von Otto Normalverbraucher mehr Gewicht geben. Sie wolle "den Einfluss und die Sichtbarkeit" des EU-Bürgerbeauftragten stärken, kündigte die resolute Blondine an. Das ist auch dringend nötig. Denn ihr Vorgänger, der Grieche Nikiforos Diamandouros, verrichtete das Amt zehn Jahre lang weitgehend unbemerkt von der europäischen Öffentlichkeit. O'Reilly will das nun ändern — und möchte so "die tiefe Kluft zwischen den Bürgern und den EU-Institutionen überbrücken helfen".

Das Zeug dazu hat die fünffache Mutter. In ihrer Heimat Irland war sie zehn Jahre Bürgerbeauftragte und ist zudem eine der prominentesten Medienfrauen der grünen Insel. Ihr bestimmtes Auftreten brachte ihr in der Branche den Namen "die Herzogin" ein. Freunde sagen über O'Reilly, sie sei eine zielstrebige Frau, die Männern Angst mache. Die National University of Ireland in Dublin verlieh ihr 2008 die Ehrendoktorwürde der Rechtswissenschaften für ihre Arbeit zur Förderung der Menschenrechte, die sie als Journalistin und Bürgerbeauftragte geleistet hat. In einem Bewerbungsvideo für den EU-Job im Internet preist sie "Energie, Hingabe, Kreativität und Unabhängigkeit" als ihre Stärken. Das klingt vielversprechend.

Allerdings sind die Kompetenzen des EU-Bürgerbeauftragten in der Praxis eher begrenzt. O'Reilly soll Missstände in den Organen und Einrichtungen der EU aufdecken, Sanktionen darf sie aber keine verhängen — nur Handlungsdruck durch Rügen aufbauen. Im vergangenen Jahr gingen bei ihrem Vorgänger 2442 Beschwerden ein. In 390 abgeschlossenen Untersuchungen kam man bei knapp 200 zum Ergebnis, weitere Untersuchungen seien nicht gerechtfertigt. Nur 56 Fälle wurden als "Missstände in der Verwaltung" klassifiziert.

Anja Ingenrieth

(RP)
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