Korruption und illegale Provisionen Elf-Mammutprozess beginnt in Paris

Paris (rpo). Über Korruption und illegale Provisionen des früheren staatlichen Ölkonzerns Elf wird ab Montag gerichtet. Im Mammut-Prozess müssen sich 37 Angeklagte in Paris verantworten.

Damit geht es erstmals vor einem Gericht auch um die Schmiergeldzahlungen Anfang der 90er Jahre im Zusammenhang mit dem Kauf der ostdeutschen Leuna-Raffinerie. Denn unter den Angeklagten ist der CDU-nahe Dieter Holzer, der als eine der Schlüsselfiguren beim Leuna-Verkauf 1992 an Elf gilt. Ermittlungen gegen ihn in Deutschland wurden eingestellt.

In den 45 Jahren seit dem Beginn der 5. Republik hat Frankreich keinen Prozess dieser Größenordnung erlebt, der dem Ausmaß dieses Polit-Finanzskandals mit 183 Millionen Euro an veruntreuten Geldern gerecht werden soll. Knapp vier Monate soll das Verfahren um die weit verzweigte Elf-Affäre der Jahre 1989 bis 1993 vor dem Strafgericht dauern. Leuna kommt dabei an drei Tagen Ende April zur Sprache.

Dem Verfahren gingen achteinhalb Jahre mit umfangreichsten Ermittlungen voraus. Drei Untersuchungsrichter legten einen Aktenberg mit 45 000 Seiten angelegt. Vor dem Strafgericht müssen unter anderen der frühere Konzernchef Loïk Le Floch-Prigent und seine damalige rechte Hand Alfred Sirven erscheinen, über dessen zehn Schweizer Konten allein 168 Millionen der veruntreuten oder als "Kommissionen" weitergereichten Gelder geflossen sein sollen.

Mit dem Prozess kommen auch die etwa 39 Millionen Euro an mutmaßlichen Provisionszahlungen für den Kauf der ostdeutschen Leuna- Raffinerie zur Sprache. Neben dem Deutschen Holzer steht der 83- jährige französische Vermittler André Guelfi vor Gericht, der mithalf, dem Leuna-Geschäft den Weg zu ebnen. Die Raffinerie wurde 1992 an den damals staatlichen Elf-Konzern verkauft. Auch der Spion Pierre Lethier - noch immer auf der Flucht - war Vermittler in dem Leuna-Geschäft. Die Spuren verliefen bis zu Ex-Kanzler Helmut Kohls Staatssekretär im Verteidigungsministerium, Ludwig Holger Pfahls, den Deutschland wegen der Waffenverkäufe an Saudi-Arabien suchen lässt. Er soll umgerechnet 7,6 Millionen durch das Geschäft verdient haben.

Der abgeschlossene Schmiergeldprozess gegen den sozialistischen Ex-Außenminister Roland Dumas war nur ein Vorgeplänkel zu dem jetzt beginnenden Mammut-Verfahren. In der Berufung wurde der 80-jährige Dumas im Januar vom Vorwurf freigesprochen, von Millionenzahlungen an seine Ex-Geliebte Christine Deviers-Joncour profitiert zu haben. Sirven und Le Floch-Prigent bekamen Strafen von drei und zweieinhalb Jahren Haft.

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