Dramatische Festnahme El Kaida-Terrorist hatte Verbindung nach Hamburg

Washington (rpo). Er gilt als einer der Drahtzieher des 11. September, war einer der meistgesuchten Männer der Welt und hatte Kontakte nach Hamburg: Der verhaftete Khalid Scheich Mohammed. Nun wurde er den US-Behörden übergeben.

Die amerikanische Regierung hatte für seine Ergreifung eine Belohnung von 25 Millionen Dollar ausgesetzt, genauso viel wie für den Terroristenführer Osama bin Laden. "Dies ist die dramatische Festnahme einer Person, die direkt für die Katastrophe vom 11. September verantwortlich ist", sagte der CIA-Chef für Terrorbekämpfung, Vince Cannistraro. "Er sollte von bevorstehenden Operationen in den USA und an anderen Orten wissen." Die amerikanischen Behörden sind überzeugt, dass Mohammed unter der Führung Bin Ladens wichtige Punkte der Anschläge auf das World Trade Center und das Pentagon plante und koordinierte.

Mohammed wurde in Kuwait geboren. Er ist jedoch pakistanischer Herkunft und hat die pakistanische Staatsbürgerschaft. Mohammed ist heute zwischen 35 und 40 Jahre alt und 165 groß. Er ging nach Überzeugung amerikanischer Ermittler Ende der 80er Jahre nach Afghanistan, wo er gegen die sowjetischen Truppen kämpfte. Mohammed lebte auch einige Zeit in den USA. Dort studierte er am Chowan College im Staat North Carolina und wechselte später an eine andere Universität, an der er seinen Abschluss als Ingenieur machte.

Kontakte nach Hamburg

Einer von Mohammeds Vertrauten war Ramsi Binalshibh, der Teil der Hamburger Terrorzelle war. Binalshibh wurde im September in Pakistan festgenommen. Mohammed kam Ende der 90er Jahre mehrfach nach Deutschland, wo er nach Überzeugung der Ermittler die Mitglieder der Hamburger Zelle kontaktierte und mit ihnen die Anschläge vorbereitete.

Seit den Anschlägen in New York und Washington betrachteten die Ermittler Mohammed als das ranghöchste Mitglied der El Kaida, wenn es um die Planung von Anschlägen ging. Nur Bin Laden und dessen Stellvertreter Ayman al-Zawahri standen noch weiter oben auf den Fahndungslisten des US-Geheimdienstes CIA. Mit Mohammeds Festnahme ist der Planungsstab der El Kaida weiter geschrumpft.

Mohammed auch für Djerba-Anschlag veantwortlich?

Mohammed wurde auch mit dem Bombenanschlag auf eine Synagoge auf Djerba in Tunesien in Verbindung gebracht. Dabei wurden im April vorigen Jahres 19 Menschen getötet, darunter 14 Deutsche. Der mutmaßliche Attentäter Nizar Naouar telefonierte wenige Stunden vor der Explosion mit Mohammed, wie die deutschen Behörden ermittelten. Auch Bin Ladens Sohn Saad soll in den Anschlag verwickelt sein.

Mohammed ist der Onkel von Ramzi Yousef, der als Drahtzieher des ersten Anschlags auf das World Trade Center 1993 im Januar 1998 zu lebenslanger Einzelhaft verurteilt wurde. Aus amerikanischen Ermittlungskreisen verlautete, gemeinsam mit zwei Verdächtigen auf den Philippinen hätten Yousef und Mohammed geplant, ein Dutzend Passagierflugzeuge über dem Pazifik in die Luft zu sprengen. Außerdem wollten sie ein Flugzeug auf das CIA-Hauptquartier vor den Toren Washingtons stürzen lassen. Alle vier hatten Verbindungen zu Bin Ladens Schwager Khalifa, der für die Finanzierung der geplanten Attentate zuständig war. Auch Khalifa ist auf der Flucht.

USA bereits 1996 um Festnahme bemüht

Im Januar 1996 war die US-Regierung Mohammed auf der Spur und bemühte sich um seine Festnahme in Katar. Im Sommer des gleichen Jahres jedoch erklärte die Regierung dort, sie habe Mohammed aus den Augen verloren, wie aus amerikanische Regierungskreisen verlautete.

Mohammed wurde in Zusammenhang mit den Anschlägen vom 11. September nicht angeklagt. Er hielt sich zum Zeitpunkt der Attentate wahrscheinlich in Afghanistan oder Pakistan auf. Das inhaftierte El-Kaida-Mitglied Abu Zubaydah identifizierte Mohammed dann als Drahtzieher der Anschläge.

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