Einschränkungen für Ungeimpfte Lauterbach hofft auf mehr 2G-Vorschriften

Berlin · Der 1. FC Köln hat es vorgemacht, andere ziehen nach: Immer mehr Vereine, Veranstalter, Hotelbesitzer oder Restaurant-Betreiber setzen eine Corona-Impfung oder Genesung voraus. SPD-Gesundheitsexperte begrüßt das. Doch ab welchen Warnwerten sollte der Staat weitere Maßnahmen verhängen?

 Eine Person geht an Piktogrammen im Impfzentrum Düsseldorf vorbei. (Archiv)

Eine Person geht an Piktogrammen im Impfzentrum Düsseldorf vorbei. (Archiv)

Foto: dpa/Federico Gambarini

In der Debatte um Einschränkungen für Ungeimpfte hat sich SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach eine stärkere Verbreitung der sogenannten 2G-Regel ausgesprochen. „Ich würde es sehr begrüßen, wenn alle Fußballvereine dem mutigen Beispiel des 1. FC Köln folgen und eine klare 2G-Regel für ihre Stadien einführen würden“, sagte Lauterbach unserer Redaktion. „Auch Reiseveranstalter, Bar-Besitzer oder Club-Betreiber sollten das erwägen“, so Lauterbach. Gesetzliche Möglichkeiten sieht er jedoch dabei nicht. „Staatlich ist eine 2G-Pflicht nicht durchzusetzen, daher braucht es mehr Vorbilder wie den 1. FC, um das Schutzniveau im öffentlichen Raum zu erhöhen“, sagte Lauterbach.

Anders als beim sogenannten 3G-Prinzip (Geimpfte, Genesene, Getestete), sind ungeimpfte Getestete bei 2G-Vorschriften ausgeschlossen. In der Reisebranche hatten bereits einige Kreuzfahrtanbieter angekündigt, nur noch Geimpfte und Genesene an Bord der Schiffe zu lassen. Die zu Alltours gehörige Hotel-Kette „Allsun“ ebenfalls.

Die Ministerpräsidenten hatten zuletzt mit der Bundesregierung beschlossen, rechtlich an 3G festhalten zu wollen. Ab dem 23. August soll die Regel bewirken, dass für den Besuch von Klinken, Fitnessstudios oder Restaurants eine Testpflicht für Ungeimpfte gilt – jedenfalls zwingend dann, wenn die Inzidenz stabil über 35 liegt. Doch Testen könnte schon bald nicht mehr ausreichen – 3G würde zu 2G. „2G wird so oder so ab einem bestimmten Zeitpunkt kommen“, behauptete CSU-Chef und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder jüngst. Das würde auch den Druck auf Impfunwillige erhöhen.

Lauterbach hatte in dem Zusammenhang gewarnt, dass die Antigen-Schnelltests nicht ausreichen könnten und pochte ab höheren Inzidenzwerten auf eine PCR-Testpflicht für Ungeimpfte. Davon nimmt er nun aber wieder Abstand. „Eine PCR-Testpflicht für Ungeimpfte ab einem hohen Inzidenzwert ist meines Erachtens nicht mehr nötig. Neue Studien haben in den letzten Wochen gezeigt, dass die hohe Viruslast der Delta-Variante für die Wirksamkeit von Schnelltests sogar von Vorteil ist“, sagte Lauterbach. „Somit sind Antigen-Schnelltests ausreichend, um selbst Superspreader rasch zu erkennen“, so der SPD-Politiker.

Doch ab welchem Zeitpunkt gilt angesichts einer höheren Impfquote und geringeren Krankenhausauslastung der Alarmfall? Auch wenn die Ministerpräsidentenkonferenz andere Parameter als die Siebentageinzidenz künftig berücksichtigen will, einigten Bund und Länder sich nicht auf ein einheitliches Ampelsystem mit mehreren Warnwerten. Die Debatte nahm angesichts dessen nun noch einmal an Fahrt auf. Lauterbach sprach sich erneut für ein Festhalten an der Inzidenz aus. „Die Siebentageinzidenz hat sich bewährt, wir benötigen keine weiteren Parameter zur Einschätzung des Infektionsgeschehens“, sagte er. „Der Beschluss der MPK, ab einem Wert von 35 eine Testpflicht für Ungeimpfte einzuführen, ist einfach und richtig.“ Die Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) sieht das anders. „Neben dem reinen Inzidenzwert müssen die Zahlen der Krankenhausaufnahmen, Neuaufnahme auf die Intensivstationen und die Auslastung bei der Intensivbettenbelegung mit Covid-19-Fällen eine zentrale Rolle spielen“, sagte DIVI-Präsident Gernot Marx. „Auf den Intensivstationen werden diese Parameter schon jetzt in die täglichen Planungen vor Ort einbezogen. Wichtig bleibt aber, dass die Mortalitäts- und Morbiditätsraten – also die Häufigkeit der Erkrankungen, die Zahl der schweren Verläufe sowie die daraus resultierende Sterberate – nur reduziert werden, wenn sich noch mehr Menschen durch eine vollständige Impfung schützen“, sagte Marx, der zudem Direktor der Klinik für Operative Intensivmedizin und Intermediate Care des Aachener Universitätsklinikums ist.

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