Kommentar Eine gute Gesundheit stabilisiert die Macht

Demokratie – so hat es eine Grünen-Politikerin der ersten Stunde einmal formuliert – sei die Diktatur des Gesäßes. Sprich: Wer am längsten konzentriert in Verhandlungen aushält, setzt am Ende seine Position durch. Bundeskanzlerin Angela Merkel gilt in dieser Disziplin als Meisterin.

Demokratie — so hat es eine Grünen-Politikerin der ersten Stunde einmal formuliert — sei die Diktatur des Gesäßes. Sprich: Wer am längsten konzentriert in Verhandlungen aushält, setzt am Ende seine Position durch. Bundeskanzlerin Angela Merkel gilt in dieser Disziplin als Meisterin.

Dadurch erlangt ihre Verletzung durch den Ski-Unfall eine symbolische Bedeutung: Ausgerechnet zum Auftakt der so lange verhandelten großen Koalition kann Merkel nicht mit voller Kraft regieren. Doch die Leitung der Kabinettssitzung am Mittwoch will sie sich trotz Schmerzen und ärztlichem Rat nach Ruhe nicht nehmen lassen. So stabil ist das Machtgefüge in der neuen Regierung bislang nicht, als dass sie SPD-Vizekanzler Sigmar Gabriel die Leitung des Kabinetts und die Hoheit über die Schlagzeilen geben wollte.

Die Gesundheit eines Politikers ist ein Machtfaktor. Daher ist es nicht nur eine medizinische, sondern auch eine strategische Frage, welche Termine die Kanzlerin mit Gehhilfe wahrnimmt. Aus gutem Grund hat sich Merkel für die Termine entschieden, die mit Machtdemonstration (Kabinett) und mit schönen Bildern (Dreikönigstag, Neujahrsempfang beim Bundespräsidenten) verbunden sind.

(RP)
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