Kommentar Ein mutiges Signal für die Pflege

Im Regierungsviertel ist mittlerweile angekommen, dass es in Pflegeheimen und Kliniken einen dramatischen Mangel an Fachpersonal für die Pflege gibt. Die Gegenmaßnahmen, die der Koalitionsvertrag vorsieht, sind aber halbherzig.

Wo sollen denn die geplanten 8000 neuen Pflegekräfte herkommen, wenn die Heime heute schon ihre vorhandenen Stellen nicht besetzen können?

Mit seinem Vorschlag, Pflegekräfte mit attraktiven Geldprämien zurück in den Job zu locken oder zur Aufstockung der Arbeitszeit zu bewegen, zieht der Pflegebeauftragte der Bundesregierung quasi die Notbremse. Denn aktuell ist beim Personal eine Abwärtsspirale im Gang: Wegen der hohen Arbeitsbelastung und des psychischen Drucks verlassen zunehmend ausgebildete Fachkräfte den Job, reduzieren die Arbeitszeit oder müssen sich krankschreiben lassen. Dies wiederum erhöht den Druck auf das verbleibende Pflegepersonal.

Eine Geld-Prämie ist sicherlich anfällig für Missbrauch und Mitnahmeeffekte. Sie wäre aber angesichts des Pflegenotstands ein wirksames Signal. Die Prämie bietet die Chance, die offenen Stellen tatsächlich rasch zu besetzen und damit auch für die anderen Pflegekräfte die Situation deutlich zu verbessern. Das Positionspapier des Pflegebeauftragten verdient eine ernsthafte Beschäftigung mit den Vorschlägen. Auch die Idee, den Pflegeberuf inhaltlich durch eine differenzierte Ausbildung vom Assistenten bis zum akademischen Master aufzuwerten, ist zukunftsweisend.

(qua)
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