Berlin EHEC: 150 Millionen Euro für Gemüsebauern

Berlin · Die Landwirte in Europa sollen für ihre Ausfälle in Folge der EHEC-Epidemie entschädigt werden. Die EU will sie mit rund 150 Millionen Euro unterstützen. Dies beschlossen die Landwirtschaftsminister gestern bei einem Krisentreffen in Luxemburg. Zugleich kritisierten sie das Krisenmanagement der Deutschen.

EU-Gesundheitskommissar John Dalli forderte mehr Zurückhaltung von den Deutschen. Solange es keine wissenschaftlichen Belege gebe, sollten nationale Behörden keine möglichen Infektionsquellen angeben. Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) hingegen verteidigte die deutsche Position. "Es gab EHEC-Befunde in den Gurken, das musste gemeldet werden", betonte Aigner. In Deutschland gilt weiter die Empfehlung, keine rohen Tomaten, Gurken, keinen Blattsalat und keine Sprossen zu verzehren.

Bei der Suche nach der Ursache der EHEC-Epidemie mussten die Behörden gestern erneut einen Rückschlag hinnehmen. Ein von einer Infektion mit dem EHEC-Erreger genesener Mann hatte eine Tüte mit Sprossen aus dem verdächtigen Betrieb in Uelzen in seinem Kühlschrank gefunden. Das Verfallsdatum war der 23. April. Doch auch diese Probe war negativ.

Heute treffen sich die Gesundheits- und Verbraucherminister von Bund und Ländern. Unionsfraktionsvize Johannes Singhammer (CSU) setzt sich für eine zusätzliche Entschädigung der Landwirte auf nationaler Ebene ein. "Wir müssen eine nationale Entschädigungsregelung für die Bauern vereinbaren", sagte Singhammer unserer Zeitung. Er betonte: "Selbstverständlich tragen auch Gemüsebauern ein gewisses Geschäftsrisiko, aber dieser EHEC-Ausbruch war nicht vorhersehbar. Wir wollen ja die Ernährungsproduktion erhalten."

Nach Ansicht von Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) gibt es Anzeichen für eine Entspannung bei der Entwicklung der Krankenzahlen. Das Robert-Koch-Institut meldet einen leichten Rückgang bei den EHEC-Neuerkrankungen. Ob der Scheitelpunkt des EHEC-Ausbruchs nun überstanden ist, ließen die Fachleute allerdings offen. Das NRW-Gesundheitsministerium meldete, dass die Zahl der Neuinfektionen seit Montag um 30 auf 309 Fälle gestiegen sei.

(RP)
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