Dohuk Druck auf Terrormiliz steigt: IS bringt Deserteure um

Dohuk · Die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) muss erste Rückschläge hinnehmen. Im Irak haben die kurdischen Peschmerga das Sinjar-Gebirge zurückerobert und auch im syrischen Kobane sind die kurdischen Volksschutzeinheiten auf dem Vormarsch. Die Reaktion der IS-Führung folgte prompt: Am Samstag wurden in der syrischen Stadt Rakka, Hauptstadt des ausgerufenen Kalifats, 100 ausländische IS-Kämpfer hingerichtet, die in ihre Heimat zurückkehren wollten. Hunderte weitere Kämpfer befänden sich unter strenger Beobachtung der IS-Führung. Gestern berichteten Augenzeugen aus Mossul, dass weitere 45 IS-Mitglieder getötet wurden. Ob die Morde Strafe für die Niederlagen im Irak und in Syrien sind, oder ob die Getöteten gegen die Gesetze der im Kalifat geltenden Scharia verstießen, ist unklar. Klar aber scheint zu sein, dass das System IS erste Risse aufweist.

Die Kurden sind nach den Erfolgen fest entschlossen, mit ihrer Großoffensive gegen den IS im Nordirak fortzufahren. In der vergangenen Woche rollten Konvois mit Soldaten und Panzern durch Dohuk in Richtung Mossul-See. Dort ist die Sammelstelle für die bislang größte Militäroffensive der kurdischen Peschmerga im Kampf gegen den IS. Über 8000 kurdische Kämpfer sind daran beteiligt. Kurdenpräsident Masoud Barzani persönlich hat das Oberkommando übernommen. Am Mittwoch starteten die Militärkolonnen in die schon befreite Stadt Zumar. Von dort aus ging es weiter ins Sinjar-Gebirge. Bei einer Offensive am Donnerstag gelang es den kurdischen Kämpfern einen Korridor zum Sindschar-Höhenzug freizuschlagen. Inzwischen konnte die Evakuierung der über 1000 Jesiden, die sich monatelang in den Bergen vor den IS-Kämpfern versteckt hielten, beginnen. Der IS hatte seit August Tausende Flüchtlinge der religiösen Minderheit im Sindschar-Gebirge eingekesselt.

Unterstützt werden die kurdischen Kämpfer bei ihren Angriffen von den USA: Die Amerikaner flogen mehr als 100 Angriffe, als die islamistischen Gotteskrieger gerade beim Morgengebet waren. Von einer Wende zu sprechen wäre jedoch zu früh, dafür müsste zunächst die wichtige Stadt Sinjar zurückerobert werden.

Zwar hatte der arabische Fernsehsender Al Arabija am Samstag berichtete, Sindschar sei komplett zurückerobert worden - von kurdischer Seite gibt es dazu jedoch noch keine Bestätigung. Von Sinjar aus hatten die IS-Dschihadisten im Sommer Zehntausende Jesiden in die Berge getrieben. Viele konnten nach Wochen der Hungersnot gerettet werden, zuletzt befanden sich noch rund 9000 Flüchtlinge im Gebirge.

(RP)
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