Kaufpreis: 3,4 Milliarden Mark Dresdner Bank will US-Investmentbank kaufen

New York (dpa). Die Dresdner Bank AG will die amerikanische Investmentbank Wasserstein Perella & Co. für 1,2 Milliarden Dollar bis 1,5 Milliarden Dollar (3,4 Mrd DM/1,7 Mrd Euro) übernehmen. Die Dresdner will damit ihr amerikanisches Geschäft der Fusions- und Übernahmeberatung stärken und in den USA stärker Fuß fassen. Dies hat das "Wall Street Journal" am Dienstag in seiner elektronischen Ausgabe berichtet.

Wasserstein Perella ist eine spezialisierte US-Investmentbank. Bei Fusions- und Übernahmeberatungen von Unternehmenskunden rangiert sie unter den US-Investmentbanken in diesem Jahr auf dem fünften Platz.

Die Verhandlungen sind nach Angaben der Zeitung "in einem fortgeschrittenen Stadium" und laufen seit zwei Monaten. Die beiden Firmen verhandeln allerdings noch über die Finanzbedingungen. Die Gespräche könnten noch zusammenbrechen, erklärte die Zeitung.

Es geht um das Investmentbankgeschäft von Wasserstein Perella und um eine kleine Geschäftssparte für Aktien und hochverzinsliche Anleihen. Die private Aktiengeschäftssparte von Wasserstein Perella soll nicht einbezogen werden.

Die Unternehmen nahmen nach Angaben der Zeitung keine Stellung. Falls das Preisproblem gelöst werden sollte, könnte alles rasch laufen, hieß es weiter.

Die Dresdner Bank kontrolliert bereits das große britische Investmenthaus Dresdner Kleinwort Benson, das in Großbritannien und in Europa im Fusions- und Übernahmeberatungsgeschäft sehr stark ist. Dagegen ist die Dresdner Kleinwort Benson in den USA nur ein kleiner Mitspieler. Das würde sich aber bei einem Aufkauf von Wasserstein Perella auf einen Schlag ändern. Die Dresdner würde im lukrativen amerikanischen Fusions- und Übernahmeberatungsgeschäft auf einen Schlag in die Spitzengruppe vorstoßen.

Wasserstein berät momentan den Medienriesen Time Warner bei der geplanten Fusion mit America Online, einer Transaktion im Wert von 130 Milliarden Dollar.

Wasserstein Perella berät auch die Axa Financial Inc., die für zehn Milliarden Dollar voll von der französischen Versicherungsgruppe Axa übernommen werden soll. Die Investmentbank half auch Philip Morris kürzlich bei der Übernahme des Nahrungsmittelunternehmens Nabisco Holdings für 15 Milliarden Dollar.

Wasserstein Perella war 1988 von den beiden bekannte Fusions- und Übernahmespezialisten Bruce Wasserstein und Joseph Perella gegründet worden. Perella schied 1993 aus. Er leitet die Investmentbanksparte der US-Investmentbank Morgan Stanley Dean Witter & Co.

Wasserstein kontrolliert mehr als die Hälfte seiner Firma. Er wird bei einem Verkauf an die Dresdner mit seinen anderen Partnern Kasse machen. Wasserstein soll eine führende Rolle bei Dresdner Kleinworth Benson spielen und einen Sitz im Aufsichtsrat der britischen Firma erhalten.

Die mögliche Übernahme von Wasserstein Perella durch die Dresdner setzt den jüngsten Ansturm europäischer Großbanken auf amerikanische Investmentbanken und Brokerfirmen fort. Im Juli hatte die schweizerische Großbank UBS die Übernahme der PaineWebber Group Inc. für zehn Milliarden Dollar vereinbart. Bei dieser Transaktion hatte Wasserstein Perella UBS beraten.

Die Credit Suisse will die US-Investmentbank Donaldson Lufkin & Jenrette für 11,5 Milliarden Dollar schlucken. Nach unbestätigten Berichten und Spekulationen ist die Deutsche Bank an der fünfgrößten US-Bankengruppe J.P. Morgan interessiert.

(RPO Archiv)
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