Persönlich Donald Tusk . . . fing Merkel und Tsipras wieder ein

Der Mann mag Wortspiele. Das "Agreekment" feierte er nach 15-stündigen Marathonverhandlungen, als er mit den Griechen (Greeks) beim Gipfel der Eurostaaten eine Verständigung (Agreement) hinbekommen hatte. Vielleicht will Donald Tusk, der EU-Ratspräsident und Gipfel-Chef, damit das hässlich-harte Wort vom "Grexit", dem Austritt Griechenlands aus dem Euro, vergessen machen.

Die wichtigsten Spieler aus Deutschland, Frankreich und Griechenland, Angela Merkel, François Hollande und Alexis Tsipras, wollten am frühen Morgen schon aufgeben, als Tusk die Regie übernahm und klar vorgab: "Wir werden diesen Raum nicht verlassen, bis wir eine Verständigung erreicht haben." Das war um 6 Uhr. Anderthalb Stunden vorher hatte er bereits einen Kompromissvorschlag vorgelegt, auf den sich dann nach optischen Veränderungen alle vorsichtig einließen.

Zumindest für den Anfang dieser Woche also hat Tusk Europa noch einmal zusammengezwungen. Seine Stärke leitet er nicht nur aus dem besonderen Vertrauensverhältnis zu Angela Merkel ab, sondern auch aus seinem Talent, sich tief in die Sichtweise der Beteiligten hineinzudenken. Merkel bewundert seinen Lebensweg - vom Mitgründer der polnischen Solidarnosc-Oppositionsbewegung in den Zeiten des Kommunismus durch den Untergrund bis an die Spitze der polnischen Regierung, deren Chef er sieben Jahre war. Für Merkel gibt es einen direkten Weg von der Freiheitsbewegung an der Danziger Werft zum Fall der Mauer in Berlin. Indirekt ist der drei Jahre Jüngere somit auch ein Wegbereiter ihrer Kanzlerschaft.

Die Nacht auf Montag dürfte die Kanzlerin an ihre eigene Laudatio auf Tusk erinnert haben, als dieser 2010 in Aachen den Karlspreis erhielt und Merkel auflistete, warum Tusk für Kooperation statt Konfrontation stehe. Nun weiß sie: Für die Kooperation riskiert er gerne auch mal eine Konfrontation.

(RP)
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