Persönlich Donald Trump . . . entdeckt sein Herz für Merkel

In den Augen vieler Beobachter war das erste Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und Bundeskanzlerin Angela Merkel ein Desaster. Umso erstaunlicher ist es, wenn sich Trump nun in einem Interview genau gegenteilig äußert. Die beste Chemie überhaupt habe er mit Merkel gehabt, sagte Trump der Nachrichtenagentur AP. Deren Reporter fragte verwundert: "Wirklich?" und später: "Haben Sie erwartet, dass die Chemie mit ihr so gut funktioniert?" Woraufhin Trump entgegnete: "Nein, weil ich mich wegen der Nato-Zahlungen ärgere, und ich ärgere mich über die Zuwanderung. Wir hatten eine unglaubliche Chemie."

Die gute Chemie, von der Trump spricht, muss ausschließlich auf molekularer Ebene stattgefunden haben, denn augenscheinlich war sie nicht. Als Trump und Merkel im März vor Journalisten im Oval Office posierten, riefen diese den beiden Politikern zu, sie mögen sich doch die Hand schütteln. Merkel fragte Trump, ob er das wünsche - doch der zeigte keine Reaktion. Merkel wandte sich konsterniert ab. Im AP-Interview sagte Trump nun: "Ich glaube, irgendwer rief: ,Gib ihr die Hand, gib ihr die Hand'. Aber ich habe es gar nicht gehört."

Laut "New York Times"-Reporter Roger Cohen herrschte nicht nur vor den Kameras eisige Stimmung. Auch hinter verschlossenen Türen soll der US-Präsident mit seinem Verhalten Kopfschütteln bei der deutschen Delegation hervorgerufen haben. Cohen beruft sich dabei auf einen ranghohen europäischen Diplomaten, der Trumps Vorbereitung auf das Treffen mit der "eines Viertklässlers" verglichen habe. Ihm sei es stets ums Geld gegangen. So habe Trump das Gespräch damit begonnen, dass Deutschland den USA mehrere Milliarden Dollar schulde, die angeblich durch das große US-Engagement in der Nato entstanden sein sollen. Cohen schreibt, Trump habe einen seiner ignorantesten Auftritte hingelegt. Es dürfte nicht der letzte gewesen sein.

(RP)
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