Persönlich Dirk Niebel ... gibt seine Mütze ab

Dirk Niebels Erscheinungsbild ist offenkundig in Teilen reif fürs Museum. Seine bei zahlreichen Tropenreisen als Schweißfänger genutzte Bundeswehr-Mütze hat der FDP-Entwicklungsminister gestern dem Bonner Haus der Geschichte geschenkt. Kopfbekleidungen wie diese wird er freilich weitertragen, und zwar nachgemachte Mützen aus fair gehandelter Afrika-Baumwolle. Zu sehr hat sich der früher kraftvoll austeilende Generalsekretär an die Kappe gewöhnt, die von niebel-skeptischen Entwicklungsorganisationen als provozierende "Militarisierung" der Entwicklungshilfe empfunden worden war. Umso herzhafter hatte Niebel daraufhin das militärische Fantasiestück getragen. Eigenhändig hatte er seiner Gebirgsjäger-Mütze das Fallschirmjäger-Abzeichen aufgenäht – und deswegen 1984 zur Strafe 50 Liegestütze machen müssen.

Seinerzeit befand sich Niebel in einer Ausbildung zum Einzelkämpfer. Daran muss er sich zu Beginn dieses Jahres erinnert haben, als er beim Dreikönigstreffen der FDP zum Sturz des Parteichefs aufrief. Bereits während der Rede sagte er selbst voraus, dass er dafür bei den Liberalen "Klassenkeile" beziehen werde. Die wird er dem Vernehmen nach an diesem Wochenende beim Bundesparteitag beziehen, wenn er bei dem Versuch scheitert, wieder als gewählter Beisitzer ins Präsidium zu kommen. Das wäre dann ein FDP-typisches Signal: einen auf Bundesebene abzustrafen, der zugleich in Baden-Württemberg zum Spitzenkandidaten erkoren wurde. Freilich hatte er da nicht so kräftig an Röslers Stuhl gesägt.

Als Bundesminister wird Niebel weiterhin an den Präsidiumssitzungen teilnehmen können. Auf seinem Fachgebiet hat er sich durchaus Anerkennung verschafft. Der gestrige Museumstermin könnte jedoch als Signal verstanden werden, dass ein Kennzeichen Niebel'scher Konturen gleichwohl bereits Geschichte ist.

(may-)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort