Taliban erteilten Visum Diplomaten besuchen Inhaftierte

Kabul (rpo). Diplomaten aus Deutschland, den USA und Australien haben am Montag erstmals die vor drei Wochen festgenommenen Mitarbeiter der Hilfsorganisation Shelter Now in Afghanistan besucht. Auch zwei Angehörige der beiden amerikanischen Inhaftierten waren dabei. Das Treffen dauerte zwei Stunden, aber weder die Gesandten aus Deutschland, den USA und Australien noch Vater beziehungsweise Mutter der Amerikanerinnen gaben im Anschluss eine Erklärung ab.

Erst zwei Stunden vor dem Treffen waren die Diplomaten und Angehörigen aus Pakistan kommend in Kabul eingetroffen. Die regierenden Taliban hatten ihnen zuvor eine Einreiseerlaubnis ausgestellt. Die Hintergründe für die Gewährung der Visa waren dem Auswärtigen Amt nicht bekannt. Sprecher Andreas Michaelis sagte in Berlin, es gebe weder Hinweise auf Forderungen der Taliban noch auf deren Pläne mit den Gefangenen. Die Bundesregierung betrachte den Vorfall zunächst als Konsularfall, sagte Michaelis.

Eine Delegation des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) war am Sonntag zu den sechs Frauen und zwei Männern vorgelassen worden. Ärzte konnten die Inhaftierten untersuchen. Der Leiter der Delegation, Robert Monin, übergab ihnen Briefe ihrer Angehörigen und versprach, Nachrichten an ihre Verwandten weiterzuleiten. Monin sagte am Montag in der ARD, die Shelter-Now-Mitarbeiter sollten in den kommenden Tagen weiter betreut werden. "Wir planen einen umfangreichen medizinischen Check-up", erklärte er. "Bei den acht Festgehaltenen ist so weit alles ok."

Taliban-Sprecher Abdul Ghafur Afghani sagte dazu, die Arbeit des IKRK sei beendet. Nach Angaben eines Rot-Kreuz-Sprechers in Kabul setzte sich die Hilfsorganisation bei den Behörden aber für einen weiteren Besuch bei den Gefangenen ein. Afghani erklärte, die Inhaftierten hätten ihre Bibeln behalten dürfen, allerdings nur die Schriften in englischer Sprache. "Wir wissen, dass dies ihre Religion ist, und wir respektieren das", erklärte er. Probleme habe es nur bei den Bibeln auf Persisch und in lokalen Sprachen gegeben, von denen viele gefunden worden seien.

Die Taliban werfen den Shelter-Now-Mitarbeitern christliche Missionierung afghanischer Moslems vor. Gleichzeitig mit den Ausländern wurden am 5. August 16 Afghanen festgenommen, denen die Todesstrafe droht und über deren Aufenthaltsort bislang nichts bekannt wurde.

Internet-Verbot verhängt

Taliban-Herrscher Mullah Mohammed Omar untersagte internationalen Hilfsorganisationen unterdessen die Nutzung des Internets in Afghanistan. Der Erlass verbietet allen Behörden und nationalen Einrichtungen - mit Ausnahme der Taliban-Zentrale in Kandahar - die Kommunikation über das globale Netzwerk. Insbesondere die Hilfsorganisationen haben bisher das Internet genutzt, um in dem Land mit nur wenigen funktionierenden Telefonverbindungen mit ihren Mitarbeitern zu kommunizieren.

(RPO Archiv)
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