Gesellschaftskunde Alles mein Problem

Meinung · Manche Menschen können sich nur schwer von Problemen abgrenzen. Sie nehmen alles persönlich, fühlen sich für alles selbst verantwortlich. Wie man dieser Falle entkommt.

Alles auf sich zu beziehen, kann das Leben sehr schwer machen.

Alles auf sich zu beziehen, kann das Leben sehr schwer machen.

Foto: dpa-tmn/Klaus-Dietmar Gabbert

Manchmal erfüllt der Ausflug mit der Familie, der Abend mit Freunden oder der Kinobesuch zu Zweit nicht die Erwartungen. Es gibt Menschen, die das kurz bedauern und sich auf die nächste Gelegenheit freuen, bei der es ja nur besser laufen kann. Andere fangen an, nach den Ursachen zu suchen und landen ziemlich schnell bei sich selbst. Haben sie für den Ausflug das falsche Ziel vorgeschlagen, am Abend mit den Freunden zu viel geredet oder die Filmbesprechung nicht gut gelesen? Etwas findet sich immer, um den Misserfolg auf sich zu beziehen und sich ausgiebig schuldig zu fühlen – wofür auch immer.

Dieses Übermaß an Verantwortungsgefühl ist auch eine Art, sich selbst zu wichtig zu nehmen. Nicht alles, was geschieht, hat mit einem selbst zu tun. Kinder hängen oft diesem magischen Denken an, aber irgendwann sollte das Leben lehren, das Dinge geschehen, auch enttäuschende, ohne, dass man daran Anteil hätte. Eigentlich ist diese Einsicht eine Entlastung. Aber sie bedeutet eben auch: Ohnmacht. Denn alles auf sich zu beziehen, ist eine Form, sich vorzugaukeln, man habe alles selbst in der Hand, sei keinen Zufällen ausgeliefert, keinen Launen des Schicksals. Für manche mag die Vorstellung erträglicher sein, sie seien für alles Negative verantwortlich als die Erkenntnis, dass einem Dinge widerfahren – einfach so.

Die Dinge zu nehmen, wie sie kommen, ist allerdings eine Gelassenheitsübung für das gesamte Leben. Sie kann auch helfen, das eigene Verantwortungsgefühl ins rechte Maß zu rücken. Etwa, indem man sich die Frage stellt, warum man etwas auf sich bezieht, ob es dafür wirklich konkrete Anhaltspunkte gibt oder nur ein diffuses Gefühl. So kann man üben, die Dinge von sich wegzurücken und neutraler zu betrachten. Allerdings ist es umgekehrt auch eine beliebte Variante, Kritik zu verpacken, indem man dem Kritisierten empfiehlt, die Sache nicht persönlich zu nehmen. Meist in Fällen, in denen die Kritik in Wahrheit doch auf die Person zielt. Aber auch solche Abmilderungsversuche kann man einfach als das nehmen, was sie sind: Versuche, etwas weich zu verpacken.

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