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Düsseldorf Diese Spezialkommandos jagen die Terroristen

Düsseldorf · Die Olympischen Spiele 1972 in München endeten in einer Katastrophe: Insgesamt 17 Menschen starben, als palästinensische Terroristen elf israelische Sportler als Geiseln nahmen und ein Befreiungsversuch der überforderten deutschen Polizei scheiterte. "Die Terroristen hatten leichtes Spiel, es gab keine Sicherheit im olympischen Dorf", erinnerte sich Ulrich Wegener (85), damals Bundesgrenzschutz-Oberstleutnant und Adjutant von Bundesinnenminister Hans-Dietrich Genscher, im Gespräch mit unserer Zeitung an die Entstehung seines Anti-Terror-Spezialverbandes, der GSG 9. "Wir beide waren uns einig: Das darf sich nicht mehr wiederholen."

Genscher gab alle Vollmachten; bereits im September 1973 war die Truppe einsatzbereit. Und im Oktober 1977 bestand sie ihre erste große Bewährungsprobe mit Bravour: die Befreiung der 86 Passagiere und vier Besatzungsmitglieder des entführten Lufthansa-Jets "Landshut"" in Somalias Hauptstadt Mogadischu.

Die GSG 9 (Grenzschutzgruppe 9), die heute zur Bundespolizei gehört, hat ihren Sitz in Sankt Augustin-Hangelar bei Bonn. Öffentliche Angaben zur Personalstärke gibt es nicht, Experten gehen von um die 240 Mann aus. Die Truppe führte in den 40 Jahren ihres Bestehens unter strengster Geheimhaltung mehr als 1700 Einsätze durch. So observierten und überwältigten die häufig in bedrohliches Schwarz gekleideten Männer die Terroristen der sogenannten Sauerland-Gruppe.

Die inzwischen verurteilten Islamisten wollten Anschläge auf US-Einrichtungen in Deutschland verüben. Beispielhaft funktionierte hier die Zusammenarbeit zwischen Geheimdiensten, die den Tipp gaben, und den Polizisten, die die Terroristen noch vor ihren Attentaten festnahmen. Hoch ist allein der Abschreckungseffekt der Elitetruppe: Seit Mogadischu wurde kein deutsches Flugzeug mehr von Terroristen entführt.

Israelis und Briten, die bereits über Kommandos verfügten, halfen beim Aufbau der deutschen Einheit. Immer enger wird wegen der globalen Terrorbedrohung diese internationale Zusammenarbeit: Die GSG 9 trainiert Geiselbefreiungen auch mit den Franzosen und Spaniern. Nach der US-Terrorkatastrophe am 11. September 2001 wurde darüber hinaus die "Atlas-Kooperation" von 35 Spezialeinheiten aus allen EU-Staaten gegründet.

Während in Deutschland das Kommando Spezialkräfte der Bundeswehr in Calw (KSK) für besondere Operationen ausgebildet ist, aber im Inland nicht eingesetzt werden darf, und die Bundesländer über eigene Sondereinsatzkommandos ihrer Polizeien (SEK) verfügen, gibt es in Frankreich vier große Spezialverbände. Sie nahmen alle an der Jagd auf die Attentäter von Paris teil: Die 400 Mann starke "Groupe d'Intervention de la Gendarmerie Nationale" (GIGN, "Eingreifgruppe der Gendarmerie") wurde ebenfalls nach dem Massaker von München aufgestellt und ist der GSG 9 vergleichbar. Sie untersteht aber dem Verteidigungsministerium. Die Einheit "Recherche - Assistance - Intervention - Dissuasion" (RAID, "Suche, Unterstützung, Eingreifen, Abschreckung") der Nationalpolizei gehört zum Innenministerium und umfasst 60 Polizisten. Dazu kommen die "Groupes d'Intervention de la Police Nationale" (GIPN), die 200 Mitglieder starken Eingreiftrupps der Nationalpolizei und die "Force d'Intervention de la Police Nationale" (FIPN) mit 500 Spezialisten.

(RP)
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