Düsseldorf Die Preise für Immobilien steigen auch 2014 weiter

Düsseldorf · Experten: Die Mietbelastung könnte um bis zu zehn Prozent zunehmen.

Die Zinsen sind extrem niedrig, die Konjunktur nimmt Fahrt auf und die Einkommen steigen: Das Feld für weiter kletternde Immobilien- und Mietpreise ist bestellt. Lange waren vor allem begehrte Wohnlagen in Ballungszentren betroffen, doch allmählich weitet sich der Trend auch auf mittelgroße Städte aus. Das Interesse an Wohnimmobilien ist ungebremst: Mietpreise und die Kosten für Eigenheime klettern weiter – auch im kommenden Jahr.

Getrieben von der rasanten Entwicklung in Ballungszentren ist Wohneigentum nach Expertenschätzung 2013 bundesweit rund vier Prozent teurer als im Vorjahr. Ein Ende der Entwicklung ist nicht in Sicht, zumal Baugeld mit zehn Jahren Laufzeit mit einem durchschnittlichen Zins von 2,61 Prozent noch immer extrem günstig ist. Auch ein rascher Zinsanstieg ist unwahrscheinlich: Erst Anfang November hatte die Europäische Zentralbank den Leitzins auf das Rekordtief von 0,25 Prozent gesenkt. Die Entscheidung hatte an der Börse Kurssprünge ausgelöst.

Dass die Preise für Immobilien weiter steigen, darüber sind sich die Experten einig: Die Rating-Agentur Standard & Poor's (S&P) sagt für 2014 und 2015 einen Anstieg von jeweils drei Prozent voraus. Die Agentur führt diese Entwicklung auch auf die steigenden Einkommen und den robusten Arbeitsmarkt zurück. Gemäß der S&P-Zahlen sind die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland seit 2009 um 23 Prozent gestiegen – oder um 4,7 Prozent jährlich. Jedoch liege das Preisniveau noch immer gut zwölf Prozent unter den Höchstwerten der Jahre 1994 und 1981.

Trotz der hohen Preise ist die Nachfrage auf dem Wohnungsmarkt immens – übersteigerte Preise sind das Ergebnis. Die Bundesbank hatte bereits gewarnt, dass Wohnungen insbesondere in Großstädten um bis zu 20 Prozent überbewertet seien. Den Bausparkassen in Deutschland bereitet die anhaltende Niedrigzinsphase an den Finanzmärkten Sorgen. "Die Menschen dürfen nicht das Vertrauen in die Früchte ihrer Sparleistung verlieren", warnt der Verbandschef der privaten Bausparkassen, Andreas Zehnder. "Sonst sparen sie sich das Sparen." 2012 waren bei den privaten Bausparkassen 2,1 Millionen Verträge über eine Bausparsumme von 65,6 Milliarden Euro abgeschlossen worden. Beides soll Ende 2013 übertroffen werden.

Auch Mieterverbände schlagen angesichts der Mietpreisentwicklung Alarm. Der Deutsche Mieterbund fordert deutlich mehr Wohnungen in deutschen Städten und eine Erhöhung des Wohngelds. "In Ballungszentren und Universitätsstädten, aber auch in einigen anderen mittelgroßen Städten muss damit gerechnet werden, dass die Mietbelastung um etwa sieben bis zehn Prozent steigt – jedenfalls bei Neuverträgen", warnt Verbandsdirektor Lukas Siebenkotten.

Noch stärker als die Mietsteigerungen belasten aber die weiter steigenden Energiekosten das Mieterbudget. "Ein Ende der Preisspirale ist nicht in Sicht", klagt Siebenkotten. Beispielsweise sei Strom von 2010 bis 2013 um insgesamt 24 Prozent teurer geworden, Öl sogar um 27 Prozent. Gleichzeitig erhielten immer weniger Haushalte Wohngeld zur Unterstützung. "Zuletzt waren es nur noch 783 000 mit einer durchschnittlichen Höhe von 114 Euro pro Monat", rechnet Mietervertreter Siebenkotten vor. Er fordert daher eine umgehende Erhöhung des Wohngelds um zehn Prozent.

In Deutschlands Städten sei zudem in den vergangenen Jahren viel zu wenig gebaut worden: "Wir brauchen mindestens 140 000 bis 150 000 neue Mietwohnungen pro Jahr, davon rund 60 000 Sozialwohnungen", so Siebenkotten. Derzeit würden nur 60 000 bis 70 000 Mietwohnungen gebaut, davon 15 000 bis 20 000 Sozialwohnungen.

(RP)
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