Philipp Mißfelder und Jens Spahn Die politischen Jungstars müssen warten

Die Väter des Grundgesetzes hatten wohl das Land im Sinn, als sie das Amt des Bundespräsidenten mit einer Altersgrenze zu versehen haben. Nach unten, wohlgemerkt. Nur wer das 40. Lebensjahr erreicht hat, darf das höchste Staatsamt ausüben. Ein Jungspund als Chef-Repräsentant der Republik? Nee, danke.

Bei den gewählten politischen Spitzenämtern ist das zwar anders. Wer wählen darf, muss auch zur Wahl stehen dürfen. Ein 18-Jähriger als Bundeskanzler ist theoretisch also denkbar. Doch nach den unglücklichen Erlebnissen mit ihren vermeintlichen Jungstars hat Kanzlerin Angela Merkel die Abteilung "Jugend forscht" vorerst geschlossen. Jungpolitiker sind als neue Bundesminister nicht zu erwarten.

Solide, stabil, verlässlich, müsse nun regiert werden, lauten die Vokabeln der Protagonisten einer sich anbahnenden schwarz-roten Regierung. Oder anders: bitte keine Experimente mehr mit vermeintlichen Nachwuchsstars. Die gescheiterten Polit-Emporkömmlinge Karl-Theodor zu Guttenberg, Kristina Schröder, Philipp Rösler und Daniel Bahr haben damit indirekt die Karrierepläne einer ganzen Generation durchkreuzt. Als "Regierungspraktikant", "Merkels Mädchen" und "Polit-Bubi" wurden die strauchelnden Jungminister verspottet. Ihre Altersgenossen leiden nun unter diesem Image und werden beim Postenschacher ignoriert.

Philipp Mißfelder (34), der fleißige CDU-Außenpolitiker, und sein Parteifreund Jens Spahn (33) dürften die ersten Opfer der "alternden" Personalstrategie sein. Ihnen werden kaum Chancen auf einen Ministerposten eingeräumt, auch wenn sie fachlich dazu fähig wären. In der SPD ist das nicht anders. Die Mittfünfziger Sigmar Gabriel (54), Thomas Oppermann (59) und Frank-Walter Steinmeier (57) gelten als gesetzt. Hoffnungsträger wie Finanzexperte Carsten Schneider (37) müssen wohl noch eine Runde in der Fraktion drehen, bevor ein Ministeramt infrage kommt. Nur Manuela Schwesig (39), SPD-Vizechefin, könnte es an den Kabinettstisch schaffen. Zwar wird die Sozialministerin aus Mecklenburg-Vorpommern, was inhaltliche Reife betrifft, selbst in der SPD kritisch beäugt. Als junge Frau aus dem Osten erfüllt sie in der proporzverliebten SPD aber zu viele Kriterien.

Auch der designierte FDP-Chef Christian Lindner (34) hat ein Biologie-Problem. Er war unlängst noch Mitglied der ominösen "FDP-Boygroup". Heute ist das kein Ruhmesblatt. Zur Rettung des politischen Liberalismus hat er wohl auch darum Hermann Otto Solms zurück an die Front beordert. Solms ist 72 Jahre alt.

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(RP)
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