Ein hundert Jahre alter Konflikt Die größten Hindernisse auf dem Weg zum Frieden

Jerusalem (dpa). Israel und die Palästinenser beginnen am Dienstag in Camp David unter Vermittlung der USA die Suche nach Lösungen für die schwierigsten Probleme, die einer Beendigung ihres hundert Jahre alten Konflikts im Wege stehen.

JERUSALEM: Der Streit um die Heilige Stadt ist nach Meinung aller Experten am schwersten zu lösen, weil beide Völker zu emotional mit der Stadt im Herzen des Konflikts verbunden sind.

ISRAEL will, dass Jerusalem die "ewige und ungeteilte Hauptstadt Israels" bleibt. Der 1967 eroberte und annektierte arabische Ostteil der Stadt, in dem nach palästinensischen Angaben inzwischen mehr Menschen leben als im "jüdischen" Westen, könnte dagegen kommunale Autonomie erhalten. Die Palästinenser sollen außerdem einige eingemeindete Orte am Ostrand Jerusalems erhalten, um ihrem Anspruch auf Al Kuds (die Heilige) formal Rechnung zu tragen.

PALÄSTINENSER fordern Ost-Jerusalem und die Hoheit über die historische Altstadt für sich. Offiziell sind sie nicht zu Kompromissen bereit. Ihre Haltung: Wir haben durch die Anerkennung Israels bereits genügend Konzessionen gemacht. Dennoch: In Abu Dis am Ostrand Jerusalems entsteht bereits das künftige palästinensische Parlament.

GRENZEN UND TERRITORIEN: Israel ist offenbar bereit, insgesamt mehr als 90 Prozent des Westjordanlandes und den ganzen Gaza-Streifen zu räumen; große jüdische Siedungen an der Grenze zu Israel sollen annektiert werden. Außerdem möchte man einen breiten Streifen entlang des Jordans aus militärischen Gründen pachten. Ministerpräsident Ehud Barak hat erklärt, dass 80 Prozent der 170 000 jüdischen Siedler im Westjordanland unter israelischer Hoheit bleiben können.

PALÄSTINENSER: Unter Berufung auf die UN-Resolutionen 242 und 338 fordern sie die Räumung der gesamten Gebiete, die nach ihrer Auslegung nur 22 Prozent des alten Palästina ausmachen. Kompromisse scheinen aber möglich.

FLÜCHTLINGE: Nach der Unabhängigkeitserklärung Israels und dem Krieg 1967 flohen Hunderttausende von Palästinensern in die Nachbarländer. Heute leben etwa 3,5 Millionen Palästinenser in Libanon, Syrien, Jordanien sowie in Lagern in den Palästinensergebieten.

PALÄSTINENSER fordern entsprechend der UN-Resolution 194 für alle Exil-Palästinenser das Recht auf Rückkehr in ihre Heimat, also auch nach Israel. Israel soll die Verantwortung für ihre Flucht und Vertreibung akzeptieren. All jene, die nicht zurückkehren wollen oder können, sollen entschädigt werden.

ISRAEL lehnt die Verantwortung für Flucht und Vertreibung ab und will lediglich mehrere Zehntausend im Rahmen einer Familien- Zusammenführung nach Israel einreisen lassen. Ein Kompromiss scheint möglich, weil auch die Palästinenser nicht in der Lage sind, Millionen von Landsleuten aufzunehmen.

(RPO Archiv)
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