GIZ-Bericht 2022 vorgestellt Die deutsche Entwicklungshilfe muss digitaler werden

Berlin · Die Entwicklungspolitik befindet sich weltweit in einer schwierigen Lage, nicht zuletzt wegen immer neuer Kriege. Um entgegenzuwirken, brauche es noch mehr Mut zur Digitalisierung. Zu dem Ergebnis kommt ein Bericht der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ).

 Die globale Entwicklungshilfe leidet unter gewaltsamen Konflikten.

Die globale Entwicklungshilfe leidet unter gewaltsamen Konflikten.

Foto: dpa/Christophe Gateau

Die Entwicklungshilfe muss weltweit immer höhere Hürden nehmen. Die Corona-Pandemie, Klimakrise und kriegerische Konflikte — die Entwicklungspolitik befinde sich „in schwerem Wasser“, sagte Jochen Flasbarth (SPD), Staatssekretär im Entwicklungsministerium, am Mittwoch in Berlin bei der Vorstellung des Evaluierungsberichtes der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). „Wir haben es mit großen externen Schocks zu tun, die die Ungleichheit vergrößern“, sagte er.

Weil auch hierzulande die Sorge vor Wohlstandsverlust wachse, müsse man dezidiert erklären, wo Entwicklungshilfe fruchtet — und wo nicht. Man müsse zeigen, „dass das Geld, was wir ausgeben für die Entwicklungszusammenarbeit, gut ausgegeben ist, effizient ausgegeben ist, dass wir Erfolge damit erzielen und möglichst auch darlegen können, welche Erfolge in welchem Umfang wir erzielen können“, sagte Flasbarth.

Im GIZ-Evaluierungsbericht für das Jahr 2022 schnitten Projekte im Durchschnitt mit der Note 2,3 ab. Das entspreche dem Ergebnis des Evaluierungsberichts aus dem Jahr 2020. Für den aktuellen Bericht hat die GIZ eigenen Angaben zu Folge 207 Projektevaluierungen ausgewertet. Die Gesellschaft verwies dabei auf eine Arbeit unabhängiger Experten, die nach international anerkannten Standards der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) Bewertungen gegeben hätten. Besonders gut schnitten Projekte in den Bereichen Klima und Energie sowie Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung ab. Hauptauftraggeber der GIZ ist das Entwicklungsministerium. Im Jahr 2021 lag das Geschäftsvolumen bei rund 3,7 Milliarden Euro.

Ein Hauptaugenmerk liege weiterhin darauf, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. So etwa in Kenia: In dem ostafrikanischen Land modernisiert die GIZ das Berufsbildungssystem und unterstützt die Einführung der dualen Ausbildung. Noch deutlich mehr Potential könne man zudem im Bereich Digitalisierung heben. Das Unternehmen setze bereits in mehr als 500 Projekten digitale Komponenten wie Apps oder E-Learning Plattformen ein, so der Bericht. In Malawi erhalten Bürger in entlegenen Gebieten ohne Gesundheitsversorgung über Telefon-Hotlines und SMS-Dienste Informationen zu Ernährung und Gesundheit, auch Landwirte in Indien lassen sich online beraten.

„Unser Ziel ist es, das Potenzial der Digitalisierung voll auszuschöpfen. Die Evaluierung zeigt: Wir machen schon vieles richtig, aber es gibt durchaus Luft nach oben“, sagte Ingrid-Gabriela Hoven, Mitglied im Vorstand der GIZ. Man müsse Länder stärker dabei unterstützen, die digitalpolitische Infrastruktur zu schaffen. Denn: Oft würden auf dem Land Internet und Strom fehlen, die Hardware sei mangelhaft. Doch die Digitalisierung berge auch Fallstricke, etwa mit Blick auf das Gendergap. Insgesamt nutzen auf dem afrikanischen Kontinent nämlich nur etwa halb so viele Frauen wie Männer das Internet. „Wir stehen in vielen Bereichen noch am Anfang der Arbeit“, sagte Flasbarth.

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