Die Bahn – teurer und trotzdem attraktiv

Die Kritik an den steigenden Bahnpreisen ist verständlich. Das Angebot hat sich nicht verbessert. Dass die Preise trotzdem stärker steigen als die Inflation, ist nicht gerechtfertigt. Hinzu kommt, dass die Bahn seit drei Jahren an einer 330 Millionen Euro teuren Qualitätsoffensive laboriert, die völlig unsichtbar bleibt. Wer den guten alten "Speisewagen" sucht und stattdessen im "Bord-Bistro" abgespeist wird, kann ein Lied davon singen. Ganz zu schweigen vom Zustand der Zugtoiletten. Und mit ihrem überteuerten Bordkaffee sollte die Bahn lieber die Gleise enteisen.

Andererseits: Die Lufthansa ist auch nicht mehr, was sie mal war. Und die Minutenzählerei bei den Bahnverspätungen steht in keinem Verhältnis zu dem Chaos, das Städte wie Düsseldorf im allmorgendlichen Berufsverkehr sämtlichen Autofahrern zumuten. Im vergangenen Jahr hat die Bahn fast zwei Milliarden Fahrgäste befördert – knapp 50 Millionen mehr als im Vorjahr. Die Zahl der innerdeutschen Flugreisen ging im selben Zeitraum um 3,8 Prozent zurück und die Zahl der Pkw-Neuzulassungen sank um 2,9 Prozent. Auch das ist eine Art Abstimmung. Und sie zeigt: Die Deutschen meckern genauso gerne über ihre Bahn, wie sie mit ihr fahren.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort