Kreditaffäre des ehemaligen Bundespräsidenten Zur Affäre Wulff gibt es jetzt ein Buch

Berlin · Die ersten Vorwürfe gegen Ex-Bundespräsident Christian Wulff, die am Ende zum Rücktritt führten, sollen aus seiner engsten Nähe in Hannover in die Öffentlichkeit gelangt sein. Das ist eine der Aussagen des Buches "Affäre Wulff", das die "Bild"- Journalisten Martin Heidemanns und Nikolaus Harbusch jetzt vorgelegt haben.

 Die Journalisten Nikolaus Harbusch (rechts) und Martin Heidemanns präsentieren ihr Buch "Affäre Wulff" in Berlin.

Die Journalisten Nikolaus Harbusch (rechts) und Martin Heidemanns präsentieren ihr Buch "Affäre Wulff" in Berlin.

Foto: dpa, Hannibal Hanschke

Der alte Nachrichtenprofi wird geradezu poetisch. Dieses Werk sei ein "deutsches Sittengemälde", schwärmt Ulrich Wickert. "Es ist kein Wunder, dass die Autoren den Henri-Nannen-Preis bekommen haben". Der Ex-"Mr. Tagesthemen" darf am Mittwoch in Berlin das Buch der "Bild"-Reporter Martin Heidemanns und Nikolaus Harbusch über die "Affäre Wulff" vorstellen.

Vorwürfe aus "engem Umfeld"

Im Februar 2012 musste Christian Wulff nach nur eineinhalb Jahren Amtszeit wegen eines Kredit-, Schnäppchen- und Medienskandals als Bundespräsident zurücktreten. Die Staatsanwaltschaft ermittelt und ermittelt noch heute. Zuletzt lief es allerdings ein bisschen besser für Wulff. Für die Konrad-Adenauer-Stiftung kehrte er in der italienischen Stadt Cadenabbia hinter verschlossenen Türen auf die politische Bühne zurück und hielt eine Rede über die Integration. Dann beschloss der Bundestag, dass der 53-Jährige seinen Fahrer, sein Büro und seine Büromitarbeiter dauerhaft behalten kann.

Auf dem Büchermarkt aber schwelt die Affäre weiter. Zunächst versuchte Präsidentengattin Bettina Wulff, literarisch ihr Image zu korrigieren, nun wirbelt das Buch der "Bild"-Journalisten alle Details noch einmal auf. Beide stellen auf 333 Seiten ausführlich dar, warum sie den begehrten Journalistenpreis zu Recht erhalten haben. "Die Geschichte ist aus meiner Sicht noch nicht zu Ende", sagt Wickert. Dann lobt er die "Fleißarbeit" der beiden Chronisten, die die Affäre maßgeblich mit ins Rollen gebracht hatten.

Kreditaffäre um sein Haus

Die Kreditaffäre um sein Haus in Großburgwedel, über die Wulff schließlich stolpern sollte, sei durch Vorwürfe aus "dem engen Umfeld" des CDU-Politikers ausgelöst worden, bekräftigen Heidemanns und Harbusch in ihrem Buch, das im Verlag Schwarzkopf & Schwarzkopf erschienen ist. Wulff habe auf dem "Weg nach ganz oben Enttäuschte" zurückgelassen, "die lange Wegbereiter waren und auf der Strecke blieben".

Als Wickert bei der Vorstellung "Rache" als Motiv vermutet, schreitet Harbusch allerdings ein, um einen "falschen Zungenschlag" zu verhindern. Es sei vielmehr darum gegangen, dass "Sorge um die Unabhängigkeit" Wulffs bestanden habe. Wickert nimmt erstmal einen Schluck Wasser.

"Frei von jeglicher Häme"

In ihrem Buch schreiben die beiden Journalisten zudem, dass das Vertrauensverhältnis zwischen Wulff und seinem Sprecher Olaf Glaeseker bereits vor dessen Entlassung "schwer belastet" gewesen sei. So habe das damalige Staatsoberhaupt seinen langjährigen Wegbegleiter nach dessen Darstellung von seiner Nachricht auf der Mailbox von "Bild"-Chefredakteur Kai Diekmann gar "nicht informiert". Dieser legendäre Wutausbruch Wulffs gilt bis heute als wichtiger Meilenstein zum Abschied aus Schloß Bellevue.

"Dieses Buch ist frei von jeglicher Häme", versichert Harbusch.
"Christian Wulff ist an Christian Wulff gescheitert." Man habe lediglich die Probleme darstellen wollen. "Die politische und juristische Auswertung, die obliegt uns nicht", gibt sich der "Bild"-Journalist bescheiden. Und Heitmann ergänzt, auch er könne "nicht beantworten, was Wulff trieb".

"Bruch"

Ex-Anchorman Wickert wagt sich da schon weiter vor. Er vergleicht das Buch mit dem deutschen Spielfilm "Der blaue Engel" nach dem Roman "Professor Unrat" von Heinrich Mann. Darin verliebt sich ein älterer Lehrer in eine Frau aus dem Varieté und geht daran zugrunde.

Auch Wulff habe sich - aus kleinen Verhältnissen kommend - auf dem Weg nach oben stets "sehr stark" um sein Image gesorgt. Mit neuer Partnerin sei dann der "Bruch" gekommen - bis hin zur "kleinteiligen" Schnäppchenaffäre. Ein "deutsches Sittengemälde" eben.

(APD)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort