Nachruf Ein Kämpfer mit Herz

Berlin · Der frühere NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider ist tot. Er formulierte klar und hatte stets den Menschen im Blick.

 Der SPD-Politiker Guntram Schneider war für seine klaren Worte bekannt.

Der SPD-Politiker Guntram Schneider war für seine klaren Worte bekannt.

Foto: dpa/Maja Hitij

Das eine Wort „klar“ taucht als Charakterisierung bei fast allen Weggefährten, Freunden und politischen Gegnern auf, die sich nach seinem Tod an den früheren Arbeitsminister Guntram Schneider erinnern. Der SPD-Politiker ist im Alter von 68 Jahren gestorben.

Urgestein sagt man in unserer schnelllebigen Zeit, in der sich der Mensch stets rasch an neue Umstände anpassen muss, eigentlich nicht mehr. Auf Schneider passt der Begriff aber noch gut. Er gehörte zu jenen Politikern, die sehr genau darauf achteten, dass sich die Umstände an den Menschen anzupassen haben und nicht umgekehrt. „Das Schlimmste, was einem in der Politik passieren kann, ist , dass man von Ja-Sagern und Speichelleckern umgeben ist“, sagte er einmal.

Schneider selbst wusste aus der eigenen Biographie, wie wichtig Chancengerechtigkeit ist. Er besuchte die Volksschule, bevor er sich zum Werkzeugmacher ausbilden ließ. Mit Eintritt in den Beruf wurde er auch Gewerkschaftsmitglied. Später war er NRW-Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes, bevor ihn die damalige Ministerpräsidentin Hannelore Kraft als Arbeits- und Integrationsminister in ihr Kabinett holte.

In der NRW-SPD war die Trauer am Wochenende groß. „Seine Menschlichkeit, seine Direktheit, seinen Humor werde ich sehr vermissen“, erklärte Kraft. SPD.-Fraktionschef Thomas Kutschaty nannte Schneider einen „kernigen und aufrichtigen Mann, der sein Herz stets am rechten Fleck“ getragen habe.

Auch aus dem Lager der politischen Konkurrenz kam viel Anerkennung für den früheren Minister. Schneider sei eine Persönlichkeit mit „Herz für das Land und Herzblut für die Sache“ gewesen, betonte NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU). Der amtierende NRW-Sozialminister Karl-Josef Laumann erklärte: „Ich trauere um einen langjährigen Weggefährten, dem ich vertraute und der für mich mehr war als nur ein Kollege.“

Schneider war ein Kritiker der Hartz-Reformen der Regierung Schröder, ein Streiter für den Mindestlohn sowie ein Kämpfer für Chancengerechtigkeit für Zuwanderer und Flüchtlinge. Wenn er eine sozialpolitische Idee publik machen wollte, reiste er auch schon mal nach Berlin und trat mit so viel Verve in der Bundespressekonferenz auf, dass ihm die Schlagzeilen sicher waren. Mit einem Blick über seine Brille hinweg fasste er seine Ziele ins Auge. Er verschwendete seine Zeit nicht darauf, um den heißen Brei drumherumzureden.

Privat war Schneider ein glühender Anhänger des BVB. Verheiratet war er mit der Künstlerin Alma Stefanescu-Schneider, die bereits 2013 verstorben war.

(qua)
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