Premiere in der Parteizentrale der Christdemokraten CDU-Rennen startet mit Heimspiel für Kramp-Karrenbauer

Berlin · Die drei Kandidaten für die Merkel-Nachfolge an der Parteispitze stellten sich am Freitagabend erstmals bei der Frauenunion vor. Es war ein Heimspiel für Annegret Kramp-Karrenbauer.

 Die Chefin der Frauenunion, Annette Widmann-Mauz (links) heißt die Kandidaten für die Merkel-Nachfolge, Friedrich Merz, Annegret Kramp-Karrenbauer und Jens Spahn, in der CDU-Zentrale willkommen.

Die Chefin der Frauenunion, Annette Widmann-Mauz (links) heißt die Kandidaten für die Merkel-Nachfolge, Friedrich Merz, Annegret Kramp-Karrenbauer und Jens Spahn, in der CDU-Zentrale willkommen.

Foto: dpa/Michael Kappeler

Ein Dutzend Kamerateams und noch mehr Fotografen sind zum ersten Termin der drei Kandidaten für den CDU-Vorsitz gekommen. „Sind Sie von der Frauenunion?“ wollen die Kamerateams auf der Jagd nach Statements vom Auftakt des Kandidaten-Wahlkampfs wissen.

Annegret Kramp-Karrenbauer hat an diesem Tag ein Heimspiel. Die Frauenunion hat sich längst für sie positioniert. Es dürfte auch ihrem organisatorischen Geschick zu verdanken sein, dass die Vorstellungsrunde mit Aufmerksamkeit für die Frauenunion startet, in der sie viele Freundinnen hat. Zur Verstärkung ist sogar die frauenpolitische Ikone der CDU, Rita Süssmuth, angerückt. Kramp-Karrenbauer greift gleich zu Beginn ihres Statements ein Zitat von Süssmuth auf und bekräftigt es: „Ohne Frauen ist kein Staat zu machen.“ Dann verweist sie darauf, dass Deutschland zu 50 Prozent aus Frauen bestehe, die CDU nur zu 26 Prozent und die Unionsfraktion lediglich zu 20 Prozent. Das zeige, dass hier noch „viel Luft nach oben“ sei. Und genau das sei die Aufgabe.

Und dann räumt sie auf mit typischen so genannten „Frauenthemen“ und unterstreicht: „Sicherheit ist eine Frauensache.“ Friedrich Merz grinst freundlich zu der Tatsache, dass der erste Punkt an die Konkurrentin geht. Sie hat den früheren Unionsfraktionschef mit „lieber Friedrich“ begrüßt. Der grüßt die beiden anderen mit „liebe Mitbewerber“. Und Gesundheitsminister Jens Spahn, den die Kandidatur unvorbereitet trifft und der als einziger noch ein Regierungsamt nebenbei ausüben muss, sagt „liebe Annegret“ und „lieber Herr Merz“. Er lächelt ein wenig gequält und redet von dem verloren gegangenen Vertrauen, das die CDU zurückholen müsse. Und davon, als Minister einen neuen Blick auf die Rolle und die Bedeutung der Frauen bekommen zu haben, die als Ärztinnen, Pflegekräfte und auch in der Physiotherapie das Gesundheitssystem ganz wesentlich schulterten. Hier stelle sich die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ganz neu.

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Merz wirft vor der Frauenunion seine Kompetenz als Vater und Großvater in die Waagschale und dass er etwas von der Schwierigkeit der Vereinbarkeit von Beruf und Familie verstehe. Nach zehn Jahren außerhalb des Politikbetriebs kann er auch kritisch anmerken, dass die Politik zwar zu gesetzlichen Vorgaben für die Wirtschaft zur Frauenförderungen mache, es aber überzeugender wäre, wenn sie selbst in der eigenen Verwaltung mit gutem Vorbild vorangehe. Da nickt Kramp-Karrenbauer. Am Ende urteilt Merz über seine Phase der Politik-Abstinenz: „Die Welt hat sich verändert und ich mich auch.“ Da müssen dann alle drei lachen.

In den kommenden vier Wochen sollen sich die Kandidaten bei acht Regionalkonferenzen vorstellen. Der Diskussionsbedarf in der Partei ist sehr groß. Fast überall wurden große Hallen angemietet. Auch die Parteivereinigungen laden die Kandidaten ein. Am 30. November soll alles über die Bühne gegangen sein. Geplant ist, dass alle drei Kandidaten bei den Regionalkonferenzen jeweils zehn Minuten reden. Danach sollen die Parteimitglieder die Gelegenheit bekommen, Fragen zu stellen. Wer in welcher Reihenfolge spricht, wird jeweils ausgelost.

Bereits beim Start an diesem Freitag hat der Vorstand der Frauenunion die vorgegebene Zeit überzogen. Schon vor der Zusammenkunft stand fest, dass zumindest die Führung der Frauenunion glasklar hinter Kramp-Karrenbauer steht. So hörte man aus der Runde, AKK sei authentisch gewesen und habe ihre Themen platzieren können. Merz hingegen war aus Sicht der Frauen schwach und soll kein gutes Wort über die Regierungsarbeit von Merkel gesagt haben. Auch Spahn haben die Frauen als „schwach“ wahrgenommen. Wer am Ende des Rennen machen wird, darauf wollten aber auch die Damen der Frauenunion keine hohen Wetten abschließen.

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