Flitzer für die Stadt Bundesrat gibt grünes Licht für E-Scooter

Berlin · Deutschland bekommt ein neues umweltfreundliches Verkehrsmittel: E-Scooter sollen schon im Sommer über die Straßen flitzen. Wer sie nutzen möchte braucht eine Zulassung und eine Versicherung.

 E-Scooter werden in Deutschland offizielles Verkehrsmittel. Sie gelten als ein Baustein der Verkehrswende.

E-Scooter werden in Deutschland offizielles Verkehrsmittel. Sie gelten als ein Baustein der Verkehrswende.

Foto: dpa/Oliver Berg

Fahrrad- und Autofahrer müssen sich künftig ihre Strecken mit E-Scootern teilen. Am Freitag stimmte der Bundesrat einer Verordnung zu, die die mit Elektro-Motoren ausgestatteten Tretroller für den Verkehr zulässt.

Die neuen Vehikel gelten als ein Baustein der Verkehrswende. In vielen Städten stehen Verleihfirmen und Verkehrsbetriebe schon in den Startlöchern, E-Scooter anzubieten. Damit es nicht einen ähnlichen Wildwuchs wie bei Verleih-Fahrrädern gibt, planen Kommunen wie beispielsweise Münster eigene Flächen als Standorte für E-Scooter auszuweisen. Die kleinen Flitzer sollen ihren Fahrern insbesondere zur Überbrückung weniger Kilometer dienen - beispielsweise von der S-Bahn-Station zum Arbeitsplatz. Die Deutsche Bahn kündigte bereits an, dass Fahrgäste die E-Scooter kostenlos mitnehmen dürfen.

Der Elektro-Tretroller erfreut sich schon vor seiner offiziellen Zulassung großer Beliebtheit. Einer Umfrage des TÜV-Verbands zufolge sind 69 Prozent der Bundesbürger der Meinung, dass E-Scooter eine gute Möglichkeit sind, um die Mobilität der Menschen zu verbessern. 43 Prozent können sich vorstellen, Elektrotretroller zu nutzen. Unter den 18- bis 29-Jährigen sind es sogar 55 Prozent.

Beim Kauf der E-Scooter ist allerdings Vorsicht geboten. „Viele Roller, die bei Fahrradhändlern, Baumärkten und Supermärkten im Angebot sind, können keine Zulassung bekommen, weil sie nicht den Vorgaben der Verordnung entsprechen“, sagte der Vorsitzende des Bundesverbands Elektrokleinstfahrzeuge, Lars Zemke, unserer Redaktion. Nach seinen Schätzungen wurden in Deutschland bereits 30.000 bis 40.000 E-Scooter verkauft. Nur ein kleiner Teil von ihnen werde eine Betriebserlaubnis bekommen können. Wer ohne Zulassung und Versicherungsschutz fährt, muss mit einer saftigen Strafzahlung von bis zu 1000 Euro rechnen. Die Versicherung wird für jüngere Fahrer zwischen 14 und 23 Jahren rund 90 Euro pro Jahr kosten. Ältere Fahrer, bei denen man mit weniger Unfällen rechnet, werden etwa 60 Euro zahlen müssen, wie aus der E-Scooter-Verordnung hervorgeht.  Die Bundesregierung  rechnet damit, dass künftig jährlich zwischen 30.000 und höchstens 150.000 Elektro-Tretroller zugelassen werden.

Wie bei Fahrrädern wird es auch für die E-Scooter keine Helmpflicht geben. Verkehrsexperten bezweifeln, dass dies so bleiben kann. „Wir raten unbedingt zu einem Helm. Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen, dass die E-Scooterfahrer sich häufig Kopfverletzungen zuziehen“, sagte Zemke. „Ob eine Helmpflicht für diese neue Fahrzeugklasse notwendig ist, wird spätestens die Evaluation der Verordnung zeigen. Sollte sich in den kommenden Jahren ein gehäuftes schweres Unfallgeschehen abzeichnen, muss die Helmpflicht noch einmal diskutiert werden“, sagte der Hauptgeschäftsführer des  Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR), Christian Kellner.

Um schwere Folgen von Unfällen zu vermeiden, empfehle der DVR bereits seit 2011, eine Helmpflicht für Elektrofahrräder einzuführen. Der Verband appellierte zudem an Bund, Länder und Kommunen, die Breite etwa von Radwegen anzupassen, damit Radfahrern mit und ohne elektrischem Antrieb oder auch Nutzern von Elektro-Scootern genügend Platz zur Verfügung stehe.

(qua)
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