Boykottaufruf israelischer Produkte durch Politiker Zentralrat sieht "Israel-Hass" bei der Linken

Duisburg/Essen/Berlin (RPO). Der Duisburger Linke-Oberbürgermeisterkandidat Hermann Dierkes hat vor dem Hintergrund des Nahost-Konflikts zum Boykott von Produkten aus Israel aufgerufen. Der Zentralrat der Juden in Deutschland reagierte mit scharfer Kritik. Auch CDU und SPD rügten die Aussage des Linke-Politikers. Die NRW-Linkspartei verteidigte dagegen ihren Lokalpolitiker.

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Foto: AP

"Jeder kann zum Beispiel durch den Boykott von israelischen Waren dazu beitragen, dass der Druck für eine andere Politik verstärkt wird", habe Dierkes am 18. Februar auf einer Veranstaltung seiner Partei in Duisburg-Hamborn gesagt, berichtete die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung" am Dienstag.

Dierkes verteidigte seine Äußerung am Dienstag auf AP-Anfrage. Er halte dies für eine legitime Aktionsform gegen die unhaltbare Politik der israelischen Regierung gegenüber dem palästinensischen Volk. Mit dem Boykott-Aufruf bewege er sich zudem auf einer Linie mit den Beschlüssen des 9. Weltsozialforums und zahlreichen Globalisierungskritikern. Den Appell an die Weltöffentlichkeit daher mit dem Nazi-Boykott gegen jüdische Geschäfte zu vergleichen, sei zutiefst unredlich. "Ich bin links und bestimmt nicht rechts", sagte Dierkes.

Dierkes sagte der Zeitung: "Natürlich weiß ich, wo der Spruch herkommt: 'Deutsche, kauft nicht bei Juden'." Er räumte ein, dass seine Aussage deshalb "einen Beigeschmack" bekommen könne. Die deutsch-israelische Gesellschaft und die jüdische Gemeinde in Duisburg griffen den Linke-Politiker laut "WAZ" deshalb an.

"Antisemitismus pur"

"Der Israel-Hass, der aus der alten DDR kommt, lebt weiter und wird durch die Partei Die Linke vor allem im Westen Deutschlands gepflegt", sagte Zentralrat-Vize Dieter Graumann der "Bild"-Zeitung (Mittwochausgabe) laut Vorabbericht.

"Das ist ein Stück Antisemitismus pur. Ein Stück moralische Verkommenheit und Skrupellosigkeit", fügte Graumann mit Blick auf Dierkes hinzu. Die Linke müsse endlich eine klarere Trennlinie zum Antisemitismus ziehen, sagte er weiter. "Ich fordere besonders Oskar Lafontaine dazu auf, sich an dieser Stelle endlich klar zu äußern."

Auch die CDU attackierte Dierkes. "Die Linke in Nordrhein-Westfalen zeigt immer öfter ihre wahre extremistische Fratze", sagte NRW-CDU-Generalsekretär Hendrik Wüst. "Jetzt ruft ein führender Politiker der Linkspartei zum Boykott israelischer Waren auf. Das ist purer Antisemitismus. Die Israel-Feindlichkeit der Linken steht der von Rechtsextremisten in nichts nach", sagte Wüst.

NRW-SPD-Generalsekretär Mike Groschek forderte den Rücktritt des Linke-Lokalpolitikers. "Die Aussagen von Dierkes sind unerträglich. Wer mit solchen antiisraelischen Äußerungen Wahlkampf macht, stellt sich außerhalb der demokratischen Spielregeln", sagte Groschek. In Nordrhein-Westfalen finden nach den Plänen der Landesregierung am 30. August Kommunalwahlen statt. Auch die Junge Union in NRW forderte die Ablösung des Duisburger Linke-Kandidaten. Wüst forderte von der SPD zudem eine Absage an Koalitionen mit der Linken.

Linke-Landeschef Wolfgang Zimmermann lehnte einen Rücktritt von Dierkes ab. Er persönlich könne mit Boykottaufrufen zwar wenig anfangen, "weil darunter immer die Bevölkerung leidet", sagte Zimmermann. Nicht jede Kritik am Staat Israel sei aber Antisemitismus, nahm der Landesvorsitzende Dierkes in Schutz.

(DDP)
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