Nicht auf Parteien beschränkt Zeitung: Rasanter Zuwachs Rechtsextremer

Berlin/Wiesbaden (rpo). Die Zahl der Neonazis hat sich in Deutschland innerhalb eines Jahres mehr als vervierfacht. Diesen Vergleich stellt der "Tagesspiegel" unter Berufung auf Sicherheitsexperten an. Von 800 auf 3.800 sei die Zahl Rechtsextremer angestiegen.

Noch 2002 zählten die Behörden demnach 2.600 Neonazis, 2003 waren es bereits 3.000. Besonders in Berlin und Brandenburg seien Zuwächse registriert worden. Die Verfestigung der Neonazi-Szene sei vor allem ein Problem des Ostens und Berlins, zitierte das Blatt nicht näher genannte Sicherheitskreise.

Mit rund 10.000 Personen unverändert hoch ist demnach das Potenzial gewaltbereiter Rechtsextremisten, vor allem Skinheads. Experten seien besorgt, dass zunehmend junge Ersttäter diejenigen Skinheads ersetzten, die nach zwei Jahren ohne größere Auffälligkeiten aus der Statistik herausgenommen werden, berichtete das Blatt. Außerdem werde beobachtet, dass Neonazis und rechte Skinheads "Mischszenen" bildeten.

Die Zahl der Neonazi-Kameradschaften sei dagegen mit bundesweit etwa 160 konstant geblieben, hieß es weiter. Allerdings werde eine wachsende Attraktivität der Kameradschaften verzeichnet. Im Westen hätten diese Gruppen eher "Freizeitcharakter mit rechtsextremem Touch", sagte ein Experte.

Die Mitgliederzahlen der rechtsextremistischen NPD stagniert laut "Tagesspiegel" trotz ihres Wahlerfolgs in Sachsen und der Allianz mit Neonazis bei rund 5.000. DVU und Republikaner verloren je 500 Anhänger. Die mit der NPD verbündete DVU zählt nun 11.000 Mitglieder, bei den Republikanern sind es 7.500. Die Zahl der rechten Straftaten ist noch unklar. Es zeichnet sich den Experten zufolge ein Rückgang der Gewaltdelikte ab.

Erfolgreiches Aussteigerprogramm in Hessen

In Hessen haben in den vergangenen 15 Monaten 20 junge Menschen mit Hilfe eines Programms der Polizei den Ausstieg aus der rechtsextremistischen Szene geschafft. Damit wird das Programm "Ausstiegshilfen Rechtsextremismus in Hessen" über die Pilotphase dauerhaft fortgeführt, wie der hessische Innenminister Volker Bouffier am Donnerstag in Wiesbaden erklärte.

Der Ansatz der Landesregierung, gezielt Mitglieder der rechtsextremen Szene anzusprechen und eine intensive Unterstützung zu leisten, habe sich bewährt. Bei den Aussteigern habe es sich um 18 männliche und zwei weibliche Personen zwischen 16 und 23 Jahren gehandelt, die zum Teil acht- bis neunjährige "rechtsextreme Karrieren" hinter sich gehabt hätten. Viertel der Aussteiger habe keine Berufsausbildung.

(ap)
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