Mangelnde Übung Zeitung: Bundeswehr-Piloten gefährden sich und andere

Berlin (rpo). Die Zahl der Übungsstunden ist für Kampfpiloten der Bundeswehr zu niedrig angesetzt - und soll durch Einsparungen noch weiter reduziert werden. Dies berichtet eine Zeitung unter Berufung auf Flug-Experten. Sie führt auch den Absturz des Tornados in Bayern Anfang Dezember auf die mangelnde Übung zurück. Zwei Soldaten ließen bei diesem Unfall ihr Leben.

Tornado-Absturz: Bilder vom Unglücksort
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Foto: AP

Die jährliche Flugstundenzahl der Kampfpiloten der Bundeswehr liegt angeblich deutlich unter den Vorgaben der Nato und werde in diesem Jahr noch einmal dramatisch abnehmen. Wie der in Berlin erscheinende "Tagesspiegel" schreibt, drohen die Sparmaßnahmen bei der Luftwaffe nach Ansicht von Experten zu einem Sicherheitsrisiko zu werden.

Ursprünglich hatte die Nato dem Bericht zufolge eine Flugpraxis von 240 Jahresstunden vorgeschrieben. Dieser Wert sei aber "höchstens von den Amerikanern" erreicht worden, sagte ein Sprecher des Nato-Oberkommandos für Europa in Belgien. Deshalb seien 180 Stunden als absolute Untergrenze festgelegt worden. Dagegen soll der Luftwaffen-Durchschnitt von rund 150 Stunden in diesem Jahr nur für die den Nato-Reaktionskräften zugeordneten Piloten gelten, sagte Thomas Wassmann, Vorsitzender des Verbandes der Besatzungen strahlgetriebener Kampfflugzeuge (VBSK).

Für alle übrigen Flugzeugführer, einschließlich der Nachwuchspiloten, seien zum Beispiel beim Jagdbombergeschwader "Boelcke" in Nörvenich nur noch 100 bis 120 Stunden vorgesehen. Dem Vernehmen nach stehe Deutschland damit im Durchschnitt der Nato auf einem der hintersten Plätze. Die Zahlen würden laut Nato nicht publiziert. Offenbar befürchte man, dass sonst auch andere Staaten ihre Übungsflüge reduzieren würden, schreibt die Zeitung.

Tornado-Absturz in Bayern

Auch beim Absturz eines Tornado am 3. Dezember bei Lechfeld in Bayern scheine mangelndes Training eine Rolle gespielt zu haben. Der Pilot, der bei einem riskanten Flugmanöver die Kontrolle über den Überschalljet verlor, hatte kaum Flugpraxis, berichtete die Zeitung.

Beim Unfall in Lechfeld hatte eine Tornado-Besatzung beim Formationsstart den Sichtkontakt zur Führungsmaschine verloren und war kurz darauf abgestürzt. Pilot und Waffensystemoffizier kamen ums Leben. Der letzte Formationsflug des Unglückspiloten lag laut "Tagesspiegel" 14 Monate zurück.

Insgesamt habe der Pilot im vergangenen Jahr nur 19 Stunden und 40 Minuten Flugpraxis gehabt. Als so genannter "In-Übung-Halter", der seinen Dienst an anderer Stelle versehe und nur zur Lizenzerhaltung beim Geschwader starte, hätte er ein Jahresminimum von 80 Flugstunden erfüllen müssen, heißt es.

(afp)
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