Veränderungen bei Herkunftsländern 48 Prozent mehr Amerikaner suchen Schutz in Deutschland

Berlin · Die Fluchtrouten verlagern sich in Richtung Spanien. Dort kamen im Januar doppelt so viele Migranten an wie noch vor einem Jahr.

 Helfer der Proactiva Open Arms, einer Nichtregierungsorganisation aus Spanien, retten ein Baby aus dem Mittelmeer.

Helfer der Proactiva Open Arms, einer Nichtregierungsorganisation aus Spanien, retten ein Baby aus dem Mittelmeer.

Foto: dpa/Olmo Calvo

Mit der Verlagerung der Flüchtlingsroute vom östlichen und zentralen ins westliche Mittelmeer bahnen sich auch Veränderungen bei den Hauptherkunftsländern an. Dabei gerät zunehmend Amerika in den Blick. Die Zahl der Asylanträge von Schutzsuchenden aus Amerika ist nach den Statistiken des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge im vergangenen Jahr gegenüber 2017 um 48 Prozent angestiegen. Die Anerkennungsquote veränderte sich dabei nur leicht von 19,4 auf 20,5 Prozent.

Bei den einzelnen Ländern gibt es dagegen starke Unterschiede. Zwei von drei Flüchtlingen aus Honduras bekamen Schutz zugesichert, auch einer von drei Menschen aus Venezuela darf vorerst bleiben. Bei Kubanern lag die Schutzquote allerdings nur bei 3,2 Prozent, bei Kolumbianern bei 2,3 Prozent, und bei Brasilianern betrug sie null.

Allein aus Venezuela verdoppelte sich die Zahl der Asylanträge von 206 auf 407. Das Bundesamt registrierte im vergangenen Jahr insgesamt 817 Schutzsuchende aus Amerika. Diese Zahlen liegen damit für das vergangene Jahr noch weit unter den Zahlen der Asylbewerber aus Afrika und Asien. Doch zeichnet sich eine anhaltende Dynamik im westlichen Mittelmeer Richtung Spanien ab. Allein im Januar zählte die Internationale Organisation für Migration (IOM) 4031 Neuankömmlinge. Das stellt gegenüber dem Januar vor einem Jahr fast eine Verdoppelung dar. Im Januar 2016 waren an Spaniens Grenzen noch 492 Flüchtlinge registriert worden. Inzwischen liegen die Zahlen der Migranten in Spanien auch höher als die in Griechenland oder Italien.

Um 15 Prozent ging die Zahl der Anträge aus asiatischen Ländern zurück (von 125.000 auf 106.000), sogar um 21 Prozent sank die Anzahl der Schutzsuchenden aus afrikanischen Ländern (von 53.000 auf 42.000). Innerhalb der Kontinente gab es jedoch sehr unterschiedliche Entwicklungen.

So  sank die Zahl der Schutzsuchenden aus Eritrea um 44 Prozent auf 5920 Personen. Die Schutzquote lag hier weiterhin über 70 Prozent. Anders war die Entwicklung bei Nigerianern. Hier stieg die Zahl der Antragsteller um 34 Prozent auf 11.073 Personen, während zugleich die Schutzquote von 17,3 auf 13,9 Prozent sank.

Die meisten Antragsteller kamen auch im vergangenen Jahr aus Syrien. 46.164 Anträge bedeuteten einen Rückgang um 8,4 Prozent. Die Schutzquote sank im Jahresvergleich von 91,5 auf 81,9 Prozent. Deutlich mehr Menschen aus der Türkei suchten Schutz in Deutschland. Hier war bei den Anträgen eine Steigerung um 25 Prozent auf 10.655 zu verzeichnen. Parallel stieg auch die Schutzquote von 28,1 auf 41,4 Prozent.

Die Politik beginnt sich derweil auch auf die sich verändernde Situation bei den Herkunftsländern einzustellen. „Wir werden die Entwicklung der Anerkennungsquoten sorgfältig beobachten“, sagt Unions-Innenexperte Mathias Middelberg. Vordringlich geht es ihm jedoch zunächst darum, dass Algerien, Marokko, Tunesien und Georgien zu sicheren Herkunftsländern erklärt werden. „Die Grünen sollten angesichts der überwältigenden Mehrheit im Bundestag ihre Position im Bundesrat überdenken“, lautet der Appell des CDU-Politikers. Im Einzelfall sei die Anerkennung als Flüchtling schließlich weiterhin möglich.

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