Wirbel nach Wahl in Berlin Zählpanne kostet SPD womöglich Direktmandat

Berlin (RPO). Ein Medienbericht über den möglichen Verlust eines SPD-Direktmandats nach der Berliner Abgeordnetenhauswahl hat am Dienstag für Wirbel gesorgt. Danach fällt es nach einer Zählpanne am Wahlabend der Linken zu. Behauptungen, wonach damit die ohnehin knappe Mehrheit einer möglichen rot-grünen Koalition noch weiter schrumpft, wies die SPD zurück.

Wahl in Berlin - Gewinner und Verlierer
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Nach Darstellung des Regierenden Bürgermeisters, Klaus Wowereit (SPD), wird der Vorfall das für Mittwoch geplante Sondierungsgespräch mit den Grünen nicht beeinträchtigen.

Laut "Tagesspiegel" büßt die Lichtenberger SPD-Direktkandidatin Karin Seidel-Kalmutzki ihr Mandat ein, das an Evrim Baba-Sommer von der Linken fällt. Damit käme Rot-Grün nur noch auf 77 statt 78 Stimmen, schreibt das Blatt. Die absolute Mehrheit sei mit 77 Stimmen erreicht.

Gesamtzahl der Mandate ändert sich

Dagegen sagte eine SPD-Sprecherin auf dapd-Anfrage, nach Informationen ihrer Partei würde sich an dem bisherigen Mehrheitsverhältnis durch den Zählfehler nichts ändern. Seidel-Kalmutzki hatte ein sogenanntes Überhangmandat errungen, das je ein sogenanntes Ausgleichsmandat für Linke und Grüne bewirkt habe. Diese entfielen jetzt ebenfalls und damit reduziere sich die Gesamtzahl der Sitze von bisher angenommenen 152 auf 149.

Die Folge wäre, dass die SPD (47 Sitze) und die Grünen (29) zusammen auf 76 Mandate kämen. Da die absolute Mehrheit nach dieser Rechnung bei 75 Stimmen liegt, wäre das Mehrheitsverhältnis wie bisher. Ändern würde sich die relative Mehrheit: Statt 78 zu 74 läge sie bei 76 zu 73. Das ist exakt der Wert, mit dem die rot-rote Koalition fünf Jahre lang regiert hat.

Endgültiges Ergebnis am 6. Oktober

Ein Sprecher der Landeswahlleiterin sagte auf Anfrage, der Stimmbezirk 107 in Lichtenberg werde derzeit nochmals genau überprüft. Wenn sich der Zählfehler bestätigen sollte, würde die Gesamtzahl der Mandate auf 149 sinken. Zu möglichen Auswirkungen auf Mehrheitsverhältnisse äußerte er sich nicht. Er verwies darauf, dass am 6. Oktober das endgültige Ergebnis vorliegt.

Wowereit sagte nach einer gemeinsamen Sitzung der alten und neuen Fraktion auf dapd-Anfrage, das Wahlergebnis müsse jetzt überprüft werden. Solange sollte man abwarten. Ähnlich äußerte sich der Landesvorsitzende der Berliner Grünen, Daniel Wesener. Seine Partei werde wie geplant am Mittwoch mit der SPD Sondierungsgespräche führen, sagte er dapd.

Der Lichtenberger Bezirkswahlleiter Axel Hunger wollte den Sachverhalt auf Anfrage zunächst nicht bestätigen. Er verwies auf die laufende Auswertung der Wahlunterlagen.

(AP)
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