Flughafen-Desaster in Berlin Wowereit bittet um Entschuldigung

Berlin · Das Berliner Flughafen-Desaster lag seit Monaten in der Luft. Aufsichtsratschef Klaus Wowereit (SPD) bestätigte am Donnerstag, dass die Probleme mit der Brandschutzanlage das Kontrollgremium mindestens seit Dezember beschäftigten. "Ja, das war bekannt, aber es hat nicht zum K.O.-Schlag geführt. Die Auffassung war, dass das zu klären ist", sagte der Regierende Bürgermeister im Abgeordnetenhaus.

 Klaus Wowereit (SPD) hat um Entschuldigung für das Flughafen-Desaster gebeten.

Klaus Wowereit (SPD) hat um Entschuldigung für das Flughafen-Desaster gebeten.

Foto: afp, DAVID GANNON

Wowereit bat die Menschen und Unternehmen, die sich auf die Eröffnung des Flughafens am 3. Juni verlassen hatten, um Entschuldigung. Die Verantwortlichen hatten den Start am Dienstag wegen der Brandschutzprobleme abgeblasen.

Einen neuen Starttermin nannte Wowereit nicht. Ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums mahnte am Donnerstag: "Es geht um einen realistischen und umsetzbaren Termin." Flughafen-Chef Rainer Schwarz sprach sich gegen politisch gewünschte Termine aus, die technisch nicht machbar seien.

Die Linke forderte personelle Konsequenzen in der Flughafen-Geschäftsführung. Dies lehnten Vertreter der rot-schwarzen Koalition ab. Der Regierungschef sagte eine Schadensminimierung auch jenseits von rechtlichen Ansprüchen zu - etwa für Ladeninhaber an den Flughäfen.

Inzwischen mehren sich die Stimmen, nach denen es bei Planung und Bauablauf am Flughafen teils drunter und drüber ging. Die Betreiber waren für eine Stellungnahme zu entsprechenden Zeitungsberichten nicht zu erreichen. Aus Kreisen beteiligter Unternehmen wurde der dpa jedoch bestätigt, dass sich Anforderungen häufig änderten und Zeitpläne zu eng gestrickt waren.

Wowereit verwies auf Aufsichtsratsprotokolle, die bis in den Dezember 2011 zurückreichen und die am Donnerstag die "Berliner Zeitung" und die "B.Z." in Auszügen druckten. Demnach versicherte die Flughafen-Geschäftsführung stets, die Eröffnung am 3. Juni zu schaffen, obwohl die Brandschutzanlage nicht wie geplant fertig würde.

Anfang dieser Woche sei klar geworden, dass die notwendigen Vorprüfungen für die Abnahme durch die Behörden nicht mehr rechtzeitig abgeschlossen werden können, sagte Regierungschef Wowereit. "Da ist Glaubwürdigkeit verloren gegangen."

Der TÜV Rheinland hat nach Recherchen des "Berliner Kurier" (Donnerstag) und der "VDI nachrichten" bislang noch nicht einmal einen Termin, die Brandschutzanlage am Hauptstadtflughafen zu prüfen. Demnach ist die Anlage baulich noch nicht fertig.

Auf die Anwohner des Flughafens Tegel kommen nach dem Debakel noch größere Belastungen zu. Der überlastete Flughafen wird nun weiter angeflogen und muss noch mehr Flüge verkraften, weil die Airlines in Erwartung des Hauptstadtflughafens aufgestockt haben. Air Berlin als wichtigster Kunde drängt darauf, das Nachtflugverbot um zwei Stunden einzuschränken. Es soll nur von Mitternacht bis 5 Uhr gelten.

(dpa)
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