Ein streitbarer Geist wird 70 Wolfgang Clement feiert in der Staatskanzlei

Berlin (RP). Am kommenden Mittwoch empfängt der noch amtierende Ministerpräsident Jürgen Rüttgers einen besonderen Gast in der Staatskanzlei: seinen Vor-Vorgänger Wolfgang Clement. Der wird an diesem Tag 70 Jahre alt und war von 1998 bis 2002 NRW-Regierungschef.

Chronik: Wolfgang Clements Austritt aus der SPD
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Foto: AP

Bei einem Mittagessen werden sich beide Männer viel zu erzählen haben. Schließlich war es Clements Idee, die Staatskanzlei, den Amtssitz des Ministerpräsidenten, in ein modernes Hochhaus am Rheinufer zu verlegen.

Mit dem Umzug wollte Clement ein Zeichen setzen: Schluss mit dem Traditionsgedusel; jetzt brechen neue Zeiten an. Ja, so war er, der gebürtige Bochumer, der nach dem Jura-Studium zunächst als Journalist, dann als Sprecher des SPD-Vorstands tätig wurde.

Als Vertrauter von Ministerpräsident Johannes Rau wurde er 1989 Chef der Staatskanzlei, 1995 Wirtschaftsminister. Nach Raus Rücktritt konnte Clement ihn endlich als NRW-Regierungschef beerben.

So spektakulär wie der Umzug der Staatskanzlei ins nahegelegene "Stadttor" waren auch Clements Pläne. Er legte Innen- und das Justizressort zusammen, wurde aber vom Verfassungsgerichtshof gestoppt. Zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 sollte die Magnetbahn "Metrorapid" von Köln nach Dortmund flitzen. Doch daraus wurde nichts. Zuletzt zerplatzte der Traum, die Olympischen Spiele 2012 nach NRW zu holen.

Trotz der mageren Bilanz holte ihn Bundeskanzler Gerhard Schröder 2002 als Superminister für Wirtschaft und Arbeit nach Berlin. Der Sozialdemokrat sollte die katastrophale Arbeitsmarktbilanz von Rot-Grün aufmöbeln. Doch zunächst musste Clement die Rekordzahl von fünf Millionen Arbeitslosen verkünden. Die Hartz-Gesetze, die einschneidendste Sozialreform seit Jahrzehnten, setzte er so holprig um, dass er auch Wohlmeinende gegen sich aufbrachte.

In der SPD wurde er für die Einschnitte regelrecht gehasst. Am Ende stand der Superminister mit leeren Händen da. Mit seiner Partei brach er 2008, nachdem er die hessische SPD-Spitzenkandidatin Andrea Ypsilanti offen für unwählbar erklärt hatte.

(RP)
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