Letzte Bundestagsrede Wolfgang Bosbach geht gewitzt und bewegt

Berlin · Hardliner in der Einwanderungs-Debatte, liebenswürdiger Kollege im Bundestag: Wolfgang Bosbach verlässt das Hohe Haus mit charmanten Worten und am Ende versagt ihm die Stimme.

 Wolfgang Bosbach verlässt den Bundestag.

Wolfgang Bosbach verlässt den Bundestag.

Foto: dpa, ped lre

Knapp vier Monate vor den Bundestagswahlen haben im Parlament bereits die letzten Reden langjähriger Mitglieder begonnen. Wolfgang Bosbach (in neun Tagen 65) gehört zweifellos zu den Parlamentariern, die im Hohen Haus schmerzlich vermisst werden. Und einer, der seine eigene Positionierung vergleicht mit einer "Kuh, die quer im Stall steht", drehte bei seiner mutmaßlich letzten Rede den Spieß natürlich um und sagte, wen er alles vermissen werde.

Dabei zeigte Bosbach, dass es im Bundestag immer wieder auch sehr menscheln kann. Er dürfe sich bedanken für "23 tolle Jahre", sagte er am Ende in der Einwanderungs-Debatte. Er habe fraktionsübergreifend "viele nette Menschen kennengelernt". An die hinter ihm sitzende Bundestagsvizepräsidentin gewandt, sagte er, zu denen, die er vermissen werde, gehöre "sogar Claudia Roth". Sie fiel ihm mit der Frage "was heißt denn hier sogar?" ins Wort.

Daraufhin meinte er schlagfertig, er habe überlegt, ob es mal eine Situation gegeben habe, in der sie beide einer Meinung gewesen seien. "Ich kann mich im Moment nicht daran erinnern", klärte Bosbach unter großer Heiterkeit im Saal auf, und unterstrich: "Menschlich ist Claudia Roth eine Granate." Vor allem habe sie "Ahnung (Pause) vom Fußball". Er nahm sich vor, mit Roth ein Fußballspiel zwischen seinem FC Köln und ihrem FC Augsburg zu besuchen und versprach, die Vizepräsidentin anschließend "über das vermutete Ergebnis" hinwegzutrösten.

Bei seinen Abschiedsworten versagte ihm bewegt fast die Stimme. Trotz aller Härte im Wahlkampf beschwor er die Kollegen: "Geht immer ordentlich miteinander um. Danke." Der herzkranke CDU-Innenpolitiker hatte sich nach der Diagnose einer unheilbaren Krebserkrankung für den Ausstieg aus der Politik entschieden, zuletzt aber auch noch mal zugesagt, den voraussichtlich neuen NRW-Ministerpräsidenten Armin Laschet als Innenexperte zu beraten.

(may-)
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