Rechten-Hochburg Reinhardtsdorf-Schöna Wo jeder Vierte NPD wählt

Reinhardtsdorf-Schöna (RPO). Mit idyllischen Landschaftsbildern wirbt die Gemeinde Reinhardtsdorf-Schöna im Internet für sich als "Urlaubsparadies in der sächsischen Schweiz". Doch der Schein trügt. Der Ort ist eine der Hochburgen der NPD. Bei der Kommunalwahl am Sonntag stimmte in Reinhardtsdorf-Schöna jeder Vierte für die rechtsextreme Partei. Bürgermeister Olaf Ehrlich ist fassungslos.

Zehn Fakten über die NPD
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Foto: ddp

Die ländliche Gemeinde liegt im Süden von Sachsen an der Grenze zu Tschechien. Die Statistik weist in dem Ort mit seinen 1600 Einwohner 115 Arbeitslose aus, in der Sächsischen Schweiz liegt die Quote bei 12,8 Prozent. Reinhardtsdorf-Schöna gehört zu den Orten, aus denen die Menschen auswandern statt hinzuziehen. Eine der Haupteinnahmequellen ist der Tourismus.

All das kann nicht erklären, warum 25,2 Prozent der Wähler in Reinhardtsdorf-Schöna am Sonntag ihr Keuz für die NPD machten. Auch Bürgermeister Olaf Ehrlich (Freie Wähler) kann dieses Ergebnis nicht nachvollziehen. Eine schlüssige Erklärung dafür habe er nicht, sagte Ehrlich am Montag der Nachrichtenagentur ddp. Es gebe verschiedene Gründe, aber aus seiner Sicht lasse sich die Tatsache nicht bestreiten, dass die NPD "eine Stammwählerschaft" herausgebildet hat. Vier von fünf ihrer Wähler im Ort seien wahrscheinlich überzeugte Anhänger und keine Frustrierten, sagte Ehrlich.

535 Stimmen bekam die Partei in dem 1600-Einwohner-Ort - 25,2 Prozent. Damit war sie im Ort nach den Freien Wählern (26,8 Prozent) knapp zweitstärkste Kraft, die CDU kam auf 21,7 Prozent, die Linke auf 15,6 und die SPD auf 3,7 Prozent. Landesweit kam die NPD in Sachsen auf 5,1 Prozent.

Der Ort Reinhardtsdorf-Schöna ist seit 2004 für überdurchschnittliche NPD-Wahlergebnisse bekannt. Bei der Bundestagswahl 2005 hatte die NPD in der Gemeinde mehr als 14 Prozent bekommen, bei der Europawahl ein Jahr zuvor waren es 17,8 Prozent der Wählerstimmen.

Ehrlich sagte, für ihn als Kommunalpolitiker sei die Lage zudem nicht einfach, weil die NPD stark mit Bundes- und Landesthemen auf Stimmenfang gehe: "Wenn die NPD hohe Benzinpreise oder die Pleite der Landesbank in Leipzig thematisiert, darauf springen die Leute an", sagte Ehrlich. Die NPD habe zielgerichtet die "Steilvorlagen" aus Berlin und Dresden ausgenutzt. Gegen solche Schwerpunkte hätten es die etablierten, kommunalpolitisch ausgerichteten Parteien im Ort schwer, die sich zudem in der Region im Wahlkampf weit zurückgezogen hätten. "SPD und CDU haben kaum plakatiert", sagt Ehrlich. Dafür hänge alles voll mit NPD-Wahlaufrufen. Die niedrige Wahlbeteiligung tue dann ein Übriges. Auf den idyllischen Bildern der Gemeinde im Internet ist von den NPD-Wahlplakaten übrigens nichts zu sehen.

(afp)
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