WM 2018 in Russland „Deutsche Regierungsvertreter sollten den Spielen fernbleiben“
Berlin · In Deutschland reagieren Politiker empört darauf, dass dem ARD-Dopingexperten Hajo Seppelt zur Fußball-WM in Russland ein Einreise-Visum verwehrt wird. Grünen-Chefin Baerbock fordert eine deutliche Reaktion der Bundesregierung.
Grünen-Chefin Annalena Baerbock hat die Bundesregierung aufgefordert, eine Einreisegenehmigung für den von Russland abgewiesenen ARD-Dopingexperten Hajo Seppelt zu erwirken. Die Bundesregierung müsse "klipp und klar deutlich machen, dass die Verweigerung der Einreise für kritische Journalisten nicht akzeptabel ist", und dafür sorgen, dass Russland diese Entscheidung zurücknehme, sagte Baerbock der "Welt am Sonntag".
Der Vorfall sei zudem "ein Grund mehr, dass deutsche Regierungsvertreter den Spielen fernbleiben sollten". Baerbock sagte, deutsche Regierungsvertreter könnten "nicht einfach bei den WM-Spielen nett neben russischen Regierungsvertretern auf der VIP-Tribüne jubeln, während Journalisten ausgesperrt sind und das Regime die eigene Bevölkerung bei Demos willkürlich verhaftet."
Ähnlich kritisch äußerten sich Vertreter von CDU und FDP. Der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Norbert Röttgen, forderte Russland auf, das Einreiseverbot für Seppelt aufzuheben. "Russland sollte die Verweigerung des Visums für Herrn Seppelt korrigieren", sagte Röttgen dem "Tagesspiegel" aus Berlin. Es entstehe sonst "der begründete Verdacht, dass Russland entweder etwas zu verbergen oder ein Problem mit Transparenz und Fairplay im Sport hat oder beides".
Der stellvertretende FDP-Chef Wolfgang Kubicki forderte Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) auf, den russischen Botschafter einzubestellen. Maas solle darauf hinweisen, dass "auch während der WM eine freie Berichterstattung für Deutschland unabdingbar ist und auch im Interesse Russlands liegen dürfte", sagte Kubicki der "Welt am Sonntag".
Seppelts Film "Geheimsache Doping: Wie Russland seine Sieger macht" hatte die Aufdeckung des russischen Dopingskandals zur Folge. Dem Journalisten wurde nun das bereits ausgestellte Visum für die Einreise zur Fußball-WM entzogen. Die Fußball-WM findet vom 14. Juni bis zum 15. Juli in Russland statt.