Energiekrise Warum jetzt ein Tempolimit?

Meinung · Der Krieg in der Ukraine dauert an, die Preise für Benzin sind weiter hoch. Die Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen soll das Allheilmittel sein. Warum ein Tempolimit deswegen unglaubwürdig wird.

 Verkehrszeichen zur Geschwindigkeitsbeschränkung von 130 km/h sind an der Autobahn A13 nahe der Anschlussstelle zur L74 bei Rangsdorf in Brandenburg aufgestellt.

Verkehrszeichen zur Geschwindigkeitsbeschränkung von 130 km/h sind an der Autobahn A13 nahe der Anschlussstelle zur L74 bei Rangsdorf in Brandenburg aufgestellt.

Foto: dpa/Soeren Stache

Es darf zu Recht gefragt werden, ob es wichtigere Dinge derzeit gibt als eine Diskussion über ein Tempolimit. Die Ukraine wird zerbombt, die Corona-Pandemie ist längst nicht besiegt, und in der Klimakrise verbleibt weiterhin nur wenig Zeit. Trotzdem bringt Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) ungefragt das Tempolimit ins Spiel, mit dem er Energie sparen will, die durch den Überfall Russlands auf die Ukraine knapp geworden ist.

Was soll das? Die Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen (überall sonst gibt es Obergrenzen) soll wieder einmal als Allzweckwaffe herhalten. Mal geht es um den Klimaschutz, mal um die Verminderung des Ausstoßes von Stickoxiden, dann um die Verkehrssicherheit, jetzt um das Energiesparen. Man kann zum Tempolimit stehen, wie man will. Doch gerade die Beliebigkeit der Anwendungsgebiete macht das Instrument zur stumpfen Waffe. Viele deutsche Autofahrer sind nun einmal gern schnell unterwegs, die Technik der großen Kfz-Anbieter wie Mercedes, BMW oder Volkswagen unterstützt das. Das ist anderen wiederum ein Dorn im Auge, weil Freiheit danach nun mal nicht mit der Freiheit des Gaspedals verwechselt werden darf.

Dabei sind die Argumente für ein Tempolimit noch nicht einmal die allerbesten. Wenn es um Klima oder Abgase geht, sind gute Motoren allemal besser in der Lage, die Emissionen zu vermindern. Und die Elektroautos haben im Fahrbetrieb keine klimaschädliche Ausstöße. Hier entfällt das Argument völlig. Beim Energiesparen helfen Preiserhöhungen mehr, als gleichmäßig auf Autobahnen 130 oder 100 Stundenkilometer zu fahren. Und die Verkehrssicherheit hat sich enorm verbessert, noch nie sind so wenig Menschen auf Autobahnen gestorben wie derzeit. Es sind immer noch zu viele. Aber hier sind Tempolimits an gefährlichen Stellen sinnvoller als alle Strecken insgesamt zu reglementieren.

Man mag die Freiheit des schnellen Fahrens als fragwürdiges Vergnügen ansehen. Aber auch hier bedarf es guter Gründe, um den Fahrstil vieler Autofahrer zu beschneiden. Mal abgesehen davon, dass die meisten freiwillig ein Tempolimit einhalten. Die sind nicht zu sehen. Deshalb sollte man besser die Finger davon lassen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort