Wirtschaftsforscher reduzieren Konjunkturprognose Extremisten gefährden auch den Wohlstand
Meinung | Berlin · Die Konjunkturlage aktuell ist schwach, doch auch mittel- und langfristig hat Deutschland keine besonders guten Wachstumsaussichten. Der zunehmende politische Extremismus kommt nun als weitere Gefahr hinzu, warnen zu Recht die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute.
Es sieht nicht besonders gut aus für die deutsche Wirtschaft: Hohe Inflation, gestiegene Zinsen und die Schwäche der Weltwirtschaft verlängern in diesem Jahr den konjunkturellen Abschwung. Die Wirtschaftsforschungsinstitute reduzieren ihre Prognose auf nur noch minus 0,6 Prozent um fast einen Prozentpunkt so stark wie selten.
In den kommenden beiden Jahren soll das Wachstum zwar zurückkommen, wenn die Inflation nachlässt, die Zinsen nicht mehr steigen und die Kaufkraft der Verbraucher zurückkehrt. Doch mittel- und langfristig hat Deutschland kaum Aussicht auf ein gutes Wachstum, weil aus demografischen Gründen schlicht die Zahl der Erwerbstätigen weiter sinken wird. Ausgleichen könnte man dies zwar durch eine höhere Arbeitsproduktivität, doch das Gegenteil ist leider der Fall: Die Produktivität ist stark gesunken – eine Folge von Verkrustungen, Alterung und mangelnder Digitalisierung.
Hinzu kommt nun ein neuer Negativ-Faktor: der wachsende politische Extremismus. „Selbstverständlichkeiten wie der Respekt vor allen Mitmenschen und vor dem Eigentum sowie der Handlungsfreiheit aller“ würden plötzlich von Extremisten infrage gestellt, heißt es in der Prognose – seien es nun rechte oder linke Kräfte. Von ihnen könnten erhebliche Risiken für die langfristigen Wachstums- und Wohlstandsaussichten ausgehen, warnen die Ökonomen.
In der laufenden gesellschaftlichen Debatte bringen sie damit einen wichtigen Aspekt auf den Tisch: Wer an Demokratie und Rechtsstaat die Axt anlegen will, gefährdet auch den Wohlstand. Die Mehrheit kann das nicht wollen. Die demokratischen Kräfte müssen gestärkt, die rechtsstaatlichen Prinzipien geachtet und der gegenseitige Respekt unbedingt gewahrt bleiben, nicht nur aus politischem, sondern auch aus wirtschaftlichem Interesse.