Merkel verteidigt sich vor der CDU-Basis "Wir sollten uns mal toll finden"

(RP). Alsfeld Thomas Mann, der hessische CDU-Europaabgeordnete mit dem berühmten Namen, kritisierte den Euro-Kurs seiner Parteichefin. Angela Merkel hielt es mit Shakespeare: Sein oder Nichtsein – darum gehe es jetzt in Europa.

 Angela Merkel schaut bei der Regionalkonferenz in Alsfeld lächelnd zu Ministerpräsident Volker Bouffier.

Angela Merkel schaut bei der Regionalkonferenz in Alsfeld lächelnd zu Ministerpräsident Volker Bouffier.

Foto: dpa, dpa

(RP). Alsfeld Thomas Mann, der hessische CDU-Europaabgeordnete mit dem berühmten Namen, kritisierte den Euro-Kurs seiner Parteichefin. Angela Merkel hielt es mit Shakespeare: Sein oder Nichtsein — darum gehe es jetzt in Europa.

Das kleine Duett zum Auftakt von sechs CDU-Regionalkonferenzen (am Freitag eine weitere in Dortmund) zur Versöhnung der verwirrten Parteibasis mit Merkels Politik fand im hessischen Alsfeld statt. Rund 1300 Teilnehmer waren aus Hessen und dem benachbarten Thüringen gekommen. Die meisten stimmten dem hessischen CDU-Vorsitzenden und Ministerpräsidenten Volker Bouffier zu. Der hatte Merkel gesagt, was diese weiß, aber bislang nicht ändern konnte: Die Partei, so Bouffier, fühle sich gestresst.

Das war höflich formuliert. Der CDU-Fraktionsvorsitzende im Wiesbadener Landtag, Christean Wagner, kein Merkel-Fan, fasste die Stimmung an der Parteibasis in diese Worte: "Wir sind erfolgreich, aber unglücklich."

Dass viele Parteimitglieder gestresst und unglücklich sind, war in Alsfeld deutlich spürbar. Zu viele Nackenschläge bei den Wahlen der jüngeren Vergangenheit, zu miese Umfragewerte über die schwarz-gelbe Koalition, zu viele Schwenks bei bedeutenden Themen, etwa Energiesicherheit, Bundeswehr, Griechenland-Hilfe.

Dafür, dass das CDU-Binnenklima so schlecht ist, kam Merkel in Alsfeld glimpflich davon. Sie redete energisch, fast leidenschaftlich zum Thema Europa und Euro oder zu den hervorragenden Wirtschafts- und Arbeitsmarktdaten. Eher hilflos-flehentlich hörte sich jedoch dieser Appell an: "Wir sollten auch manchmal sagen, dass wir uns schon toll finden."

Merkel erklärte die Rettung des Euro zur Herkulesarbeit, aber auch zu einer wunderbaren Aufgabe, und sie fragte: "Kam es nicht immer, wenn es schwierig wurde, auf die CDU an?" Der Beifall für Merkel, auch für ihre Kritiker, blieb drei Regionalkonferenz-Stunden lang moderat.

Kräftigen Applaus gab es nur für Redner, die sich die FDP und deren bekannteste Gesichter, Philipp Rösler und Guido Westerwelle, vorknöpften. Westerwelle, so sagte jemand, sei sachlich und fachlich der falsche Außenminister; und der junge Wirtschaftsminister Rösler komme beim Mittelstand nicht an.

Einen Grund zur Freude hatte Merkel: Eine Besucherin erklärte am Schluss der Veranstaltung, sie wolle nun CDU-Mitglied werden.

(RP)
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