Mit dem Handy vor der Tankstelle So erklärt Tobias Hans sein Wut-Video

Exklusiv | Berlin · Ein Ministerpräsident, der vor einer Tankstelle die hohen Spritpreise als „irre“ beklagt und das per Handy-Video in den sozialen Netzwerken verbreitet - wann hat es das schon mal gegeben? Der saarländische Regierungschef Tobias Hans hat‘s gemacht. Jetzt erklärt er exklusiv die Hintergründe.

 Saarlands Ministerpräsident Tobias Hans. (Archiv)

Saarlands Ministerpräsident Tobias Hans. (Archiv)

Foto: dpa/Oliver Dietze

Seine Haare wehen im Wind, im Hintergrund sieht man eine Tankstelle, Tobias Hans ist empört: Die Spritpreise seien inzwischen „irre“. Das treffe jetzt nicht nur Geringverdiener, „sondern die vielen fleißigen Leute, die tanken müssen“. Das am Dienstag aufgenommene Handy-Video verursachte viel Wirbel und Ärger, wurde im Netz aber auch zum Renner. Erstmals äußert sich der saarländische Ministerpräsident dazu. Scharf weist er den Vorwurf zurück, sich durch die Machart wie der ukrainische Präsident Selenzskyj inszeniert zu haben.

„Auch Politiker haben Emotionen“, so Hans zu unserer Redaktion. „Das Video entstand spontan, als ich morgens an einer Tankstelle vorbeifuhr und die Spritpreise sah.“ Am Abend zuvor hätten ihm Industriearbeiter in einem Gespräch bestätigt, dass sie an ihre Belastungsgrenze kämen. „Es muss jetzt gehandelt werden. Und dafür muss man auch mal laut werden dürfen“, so Hans.

 Ein Screenshot aus dem Video.

Ein Screenshot aus dem Video.

Foto: Tobias Hans/Screenshot Tobias Hans Instagram

Unter die Wutbürger sei er aber nicht gegangen, erklärte der CDU-Politiker, der sich gerade im Wahlkampf befindet. Am 27. März wird an der Saar ein neuer Landtag gewählt. Es sei wichtig, bei den Menschen zu sein. „Auch bei politischen Forderungen. Die Unzufriedenheit wächst, dass die Bundesregierung nichts unternimmt, um die immer weiter steigenden Sprit- und Energiepreise abzusenken.“

Er glaube, dass sein Satz zu den Geringverdienern und Fleißigen auch absichtlich missverstanden worden sei. „Ich habe immer begrüßt, dass die Bundesregierung geringverdienende Menschen entlastet hat.“ Aber er sage ebenso deutlich, dass es auch die breite Mittelschicht betreffe, „die nicht nur die tragende, sondern auch die zahlende Säule unserer Gesellschaft ist, und jetzt unter den hohen Energiepreisen leidet“.

Vor allem die FDP-Politikerin Agnes Strack-Zimmermann hatte Hans gewatscht. Durch das Video würden Assoziationen geweckt. „Vor der Tankstelle, er mit dem Handy, er spricht.“ Das erinnere an die Bilder aus der Ukraine, wo ein verzweifelter Präsident Selenskyj mit dem Handy arbeite, so Strack-Zimmermann. Auf die Frage, ob dies beabsichtigt gewesen sei, antwortete Hans: „Nein, das ist eine Unterstellung. Meine Absicht war das mit Sicherheit nicht. Ich finde es unsäglich, das Leid der Menschen in der Ukraine und die tapfere Rolle von Präsident Selenskyj in irgendeiner Form damit in Verbindung zu bringen.“

(has)
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