20 Jahre Mauerfall Wie die Deutschen die Einheit sehen

Berlin (RP). Das Versprechen, dass mit der Deutschen Einheit zusammenwächst, was zusammengehört, ist aus Sicht vieler Bürger noch nicht eingelöst. Bislang sieht nur eine Minderheit der Ostdeutschen die Demokratie als "bestmögliche politische Ordnung".

Der 9. November 2009 in Berlin
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Während die Staats- und Regierungschefs aus aller Herren Länder mit der deutschen Regierung 20 Jahre Mauerfall feiern, fragen sich die Demoskopen, was eigentlich das Volk zu seiner Wiedervereinigung sagt. Wir haben gleich eine Reihe von Umfragen analysiert.

Einheit Das vereinte Deutschland als ein Staat ist im Volk tief verankert. 86 Prozent der Deutschen halten die Wiedervereinigung laut ZDF-Politbarometer für richtig. Mit 91 Prozent liegt die Zustimmung im Osten etwas höher als im Westen, wo 85 Prozent dieser Meinung sind. Während die Zustimmung zur Einheit bei den Jungen (18 bis 24 Jahre) und bei den Alten (über 60 Jahre) bei 90 Prozent und mehr liegt, zeigt sich die mittlere Generation etwas skeptischer. Sie ist es auch, die überwiegend die hohen Beiträge zu den Sozialkassen und die Steuerlasten aufbringen muss, durch die der Zusammenschluss beider deutscher Staaten bis heute finanziert wird.

Gerechtigkeit In den vergangenen 20 Jahren ist Deutschland aus der Sicht von knapp der Hälfte der Bürger ungerechter geworden. 64 Prozent der Ostler und 43 Prozent der Westler sind dem ARD-Deutschlandtrend zufolge der Meinung, dass es im geteilten Deutschland gerechter zuging.

Vor- und Nachteile Trotz des Klagens über gewachsene Ungerechtigkeit sind sich die Bürger in West und Ost zu je 58 Prozent einig, dass die Wende mehr Vor- als Nachteile gebracht hat.

Gewinner und Verlierer Bei der Frage nach Gewinnern und Verlieren gehen die Meinungen wiederum auseinander. So sieht sich laut ARD-Deutschlandtrend immerhin eine knappe Mehrheit von 56 Prozent der Ostler als Wende-Gewinner. Von den Westlern sagen dies 42 Prozent über sich. Das ZDF hat die Frage für sein Politbarometer andersherum gestellt. Es wollte von den Bürgern wissen, wer aus ihrer Sicht von der Wiedervereinigung mehr profitiert. 60 Prozent der Westdeutschen meinen, ihre Brüder und Schwestern im Osten seien die Profiteure. Nur 18 Prozent sehen sich selbst in dieser Rolle. Im Osten hingen sehen 34 Prozent bei den Westlern den größeren Profit. Nur ein knappes Viertel vermutet ihn in den neuen Bundesländern.

DDR im Rückblick Das Urteil über das ehemalige SED-Regime fällt in Ost und West unterschiedlich aus. Bei den Westdeutschen sind 78 Prozent der Ansicht, dass die DDR ein Unrechtsstaat war. Dieser Aussage stimmt nur eine knappe Mehrheit der Ostdeutschen von 51 Prozent zu.

Demokratie Der größere Erfolg radikaler Parteien in den neuen Bundesländern im Vergleich zu Westdeutschland lässt sich unter anderem mit dem Verhältnis der Ostdeutschen zur Demokratie erklären. Nach wie vor ist nur eine Minderheit der Ostdeutschen der Auffassung, dass die Demokratie, wie sie in Deutschland praktiziert wird, die "bestmögliche politische Ordnung" ist. Dies geht aus einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Allensbach hervor. Während die Zustimmung zum vereinten Deutschland im Osten groß ist, fremdeln die Bürger immer noch mit dem westdeutschen System. 42 Prozent fühlen sich als "Bürger zweiter Klasse". Nur eine Minderheit von 48 Prozent sieht die Bundesregierung als Anwalt gesamtdeutscher Interessen.

Wirtschaftslage Was die Einschätzung der Wirtschaftslage betrifft, hat sich die Kluft zwischen Ost und West weitgehend geschlossen. Knapp ein Viertel der Bürger in Ost und West befürchten, dass es ökonomisch weiter bergab gehen wird. Keine Änderung erwarten 42 Prozent der Wessis und 52 Prozent der Ossis. Im Westen ist der Optimismus etwas größer: Mit einer positiven Entwicklung rechnen 33 Prozent der West- und 23 Prozent der Ostdeutschen. Ihre persönliche Wirtschaftslage bezeichnen 49 Prozent der Wessis und 42 Prozent der Ossis als gut.

(RP)
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