Initiativen gegen Milliardenprojekt Widerstand der Bürger gegen Fehmarnbrücke

Düsseldorf (RPO). Zu teuer, schädlich für die Umwelt und schlecht für den Tourismus an der Küste: Das sind die Argumente der Gegner des Milliardenbaus einer Brücke von Fehmarn nach Dänemark. Dem Projekt, das 2014 in die Bauphase treten soll, könnte das gleiche Schicksal wie "Stuttgart 21" drohen. Bislang haben sich schon zehn Bürgerbewegungen formiert.

Die Brücke über den Fehmarnbelt - ein Milliardenprojekt
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Die Brücke über den Fehmarnbelt - ein Milliardenprojekt

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Auf mehr als 17 Kilometern sollen die deutsche Insel Fehmarn und die dänische Insel Lolland miteinander verbunden werden. 5,2 Milliarden Euro kostet das Projekt, Baustart soll 2014 sein. Die Kosten sind einer der zentralen Kritikpunkte der Gegner des Projekts - die sich übrigens nur auf deutscher Seite finden.

Für die Bundesrepublik würden Kosten zwischen 840 Millionen und 1,7 Milliarden Euro entstehen, wobei das Geld vor allem für die infrastrukturelle Anbindung im Hinterland benötigt wird. Doch der Bundesrechnungshof warnte bereits, dass das Projekt auch für die Bundesrepublik deutlich teurer werden könnte. Selbst bei den Dänen sorgten absehbare Kostensteigerungen zuletzt für Unmut.

Pylonen könnten Vögel gefährden

Insgesamt zehn Bürgerinitiativen fürchten um ökologische und ökonomische Nachteile. So hat sich ein Sammelsurium von Naturschützern und Gastronomen zusammengefunden. Ihre Argumente sind - ähnlich wie bei Stuttgart 21 - vielfältig.

Einige Beispiele: Die Pylonen der Schrägseilbrücke würden 270 Meter hoch in die Luft ragen und könnten Vögel gefährden. Auf der Wasseroberfläche hingegen bestehe die Gefahr von Havarien. Badeorte fürchten um ihre Attraktivität für Touristen und Arbeitsplätze, während Verkehrsexperten die schlechte Bahnanbindung von Puttgarden kritisieren.

Die staatliche dänische Projektgesellschaft Femern A/S hingegen betont die Vorteile, die eine solche Infrastruktur für die Regionen beiderseits der Grenzen bedeuten würde. Von der besseren Erreichbarkeit würden Tourismus und Wirtschaft profitieren. Vor der Umsetzung fänden zudem intensive Umweltprüfungen statt. Eine spezielle elektronische Überwachung des Schiffsverkehrs soll zudem Havarien vermeiden: "Hier werden keine Abstriche bei der Sicherheit gemacht", erklärte ein Sprecher.

Zehn Minuten statt einer Stunde Fahrtzeit

Bislang müssen Skandinavienurlauber, die ins östliche Dänemark oder nach Schweden wollen, mit der Fähre von Puttgarden auf Fehmarn nach Dänemark übersetzen. Für die Überquerung der Ostsee sollten Autofahrer Zeit und Geduld mitbringen - insgesamt eine Stunde für nicht einmal 20 Kilometer.

Doch die Zeiten des maritimen Nadelöhrs neigen sich dem Ende zu. Schon 2007 einigten sich die Regierungen Dänemarks und Deutschlands darauf, den Fehmarnbelt mit einer Brücke zu bezwingen. Eineinhalb Jahre nach der Beauftragung zweier Beraterkonsortien liegen jetzt zwei Entwürfe vor, jeweils für einen Tunnel und eine Brücke, wie Femern A/S mitteilte.

Auf einer vierspurigen Straße könnte die Meerenge binnen zehn Minuten überquert werden. Von der deutschen Grenze wäre das südschwedische Malmö so in zwei Stunden zu erreichen. Unter der Ebene für die Autos sind zwei Gleisstrecken für Züge vorgesehen.

Dänemark übernimmt Finanzierungsrisiko

Wie viel Sinn das bis zu 5,2 Milliarden Euro teure Projekt macht, bleibt allerdings umstritten. Die EU räumt der Querung Priorität ein, und die dänische Seite treibt das Projekt unverdrossen weiter voran. 2014 soll der Bau beginnen, die Inbetriebnahme ist für 2020 geplant. Die dänische Regierung hat zudem das volle Finanzierungsrisiko übernommen. Sie und die Schweden sind aus wirtschaftlicher Sicht die größten Profiteure des Projekts, da eine schnelle Anbindung an das mitteleuropäische Festland erfolgen würde.

Einen Teil der Probleme, die von den Gegnern befürchtet werden, würde eine Unterquerung des Belts durch einen Tunnel nicht verursachen. Auch hierfür wurde eine Planungsvariante entworfen: Auf 18,1 Kilometern sollen Autos und Züge unter dem Grund der Ostsee verkehren. Dieser Variante wurden zunächst keine Chance eingeräumt. Tatsächlich ist sie mit 5,1 Milliarden Euro sogar günstiger als eine Brücke. Allerdings: Manche Gegner einer festen Querung des Fehmarnbelts erteilen auch dem Tunnel eine Absage.

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